Jens Rönnau
Dopplereffekt
»Bilder in Kunst und Wissenschaft«
Kunsthalle zu Kiel, 31.1. – 2.5.2010
Kunst befasst sich oft mit wissenschaftlichen Themen – aber können sich Wissenschaftler auch auf die Kunst einlassen? Die Kieler Kunsthalle wagt das Experiment, und zeigt in der Ausstellung „Dopplereffekt“ nicht nur Künstler, die sich in ihren Arbeiten auf die Wissenschaften einlassen, sondern in der dem zugeordneten Schau SEE History auch Wissenschaftler verschiedenster Disziplinen, die jetzt im Museum zu Kuratoren wurden.
Das Spiel ist nicht neu in Kiel, hatte doch der einstige Kunsthallenchef Dirk Luckow im Rahmen seiner „SEE history“-Ausstellungen sogar schon Putzfrau und Hausmeister des Museums zu Kuratoren werden lassen. Jetzt, in seiner letzten Schau vor dem inzwischen vollzogenen Wechsel an die Hamburger Deichtorhallen sind es also die Professoren der Hochschule. Die Idee ist eigentlich fast zwingend logisch in diesem Kontext – gehört doch die Kieler Kunsthalle als sogenanntes An-Institut zur Christian-Albrechts-Universität.
Die Künstler selbst sind schon längst in allen Disziplinen zu Hause. Gleich zu Beginn des Rundgangs durch die zweiteilige Ausstellung wird man das nicht ganz ohne Gruseleffekte feststellen können: In einer Vitrine findet sich die Figur eines gehäuteten Menschen in der Pose des sterbenden Galliers. Es ist ein Schmuggler, der vor 235 Jahren hingerichtet worden war. Auf Veranlassung des Anatomen und Arztes William Hunter machte der Bildhauer Agostino Carlini in der vorliegenden Pose einen Gipsabguss. Hier hat die Kunst im Dienst der Medizin gearbeitet. Dem zugeordnet ist in der Schau das Leuchtbild eines Anatomen bei der Arbeit – ein Werk des Fotokünstlers Jeff Wall als Verweis, dass es…