Dirk Schwarze
Donald Judd
»Wenn Klarheit zur Schönheit wird«
Preisträger der Stankowski-Stiftung 1993
Museum Wiesbaden, 12.12.1993 – 23.5.1994
Noch wenige Tage vor dem Ausstellungsstart im Museum Wiesbaden bestand die Hoffnung, daß Donald Judd zur Eröffnung anreisen würde. Doch dann kam seine tödliche Krankheit zum Ausbruch. Rund zwei Monate später war Judd tot; 65jährig wurde er einem Schaffen entrissen, das längst nicht sein Ende erreicht hatte, dessen Volumen aber erstaunlich weitläufig ist. So wurde die Wiesbadener Werkschau aus Anlaß der Verleihung des Preises der Stankowski-Stiftung zu einer Hommage, zu einer ersten abschließenden Retrospektive. Die auf knapp drei Monate begrenzte Ausstellung wurde auf die Todesnachricht hin auf fünf Monate (bis Ende Mai) verlängert.
Wenn man von Judds Werk spricht, denkt man nicht unbedingt an Kunst und Design oder an Anton Stankowski, den Stifter des Preises. Judd – ein Mann zwischen Kunst und Design? Die Wiesbadener Ausstellung und der sie begleitende Katalog tun Judds Werk allerdings keine Gewalt an, indem sie diese Verbindung denoch herstellen. Sie lenken vielmehr den Blick auf einen Werkzusammenhang, der leicht übersehen wird: Judd war eben nicht nur ein Künstler, der mit seinen perfekt gearbeiteten kubischen Objektreihen das Formenvokabular erweiterte. Er gehörte in die Reihe jener, die sich nicht auf das Objekt-Machen und den enggefaßten Kunst-begriff eingrenzen ließen, sondern zielstrebig auf die Zusammenführung von Kunst und Alltagswelt hinarbeiteten. Für ihn war das Gesamtkunstwerk kein Traum, sondern eine naheliegende Möglichkeit.
Dabei manifestiert die Wiesbadener Ausstellung etwas, was sie selbst nicht leisten kann: Sehr glaubhaft wird im Katalog dargestellt, wie Judd seit Ende der 60er Jahre…