Raimund Stecker
Donald Judd
Städtische Kunsthalle Düsseldorf, 2. 7.-16.8.1987
Stedelijk Van Abbemuseum Eindhoven, März/April 1987
ARC Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris, Dez. 1987 / Jan. 1988
Fundacio Joan Miro, Barcelona, März/April 1988
In dem 1937 ersterschienenen Aufsatz »Plastik: Bildnerei und Raumkonstruktion« von Naum Gabo (wiederabgedruckt im Katalog zur Naum-Gabo-Retrospektive in Berlin und Düsseldorf 1986/87) lamentiert der Autor, daß ihm und seinen Mitstreitern vorgeworfen wird, »unsere Malerei habe nichts mit Malerei und unsere Plastik nichts mit Plastik zu tun«. In des Begriffes ‘Plastik’ eigentlicher Bedeutung – wird ihr einen Produktionsvorgang bezeichnender Sinn vergegenwärtigt – ist dies sogar richtig. Nur, der Begriff erfuhr mittlerweile (vor allem bis heute, 1987) eine Erweiterung – und dies faktisch, d.h. werkimmanent, wie auch theoretisch.
Definitiv wurde Gabo und seinen Künstlerfreunden, so er selbst, vorgeworfen, daß sie ein neues Prinzip einführten: das der »sogenannte(n) Raumkonstruktion, das die Wesensgrundlage der Plastik als Kunst der festen Massen annuliere.« Dieser Angriff hat als Befund Gültigkeil, nicht aber als Vorwurf Sinn. Denn in einem Diagramm zeigt Ga-bo auf, wie sich (und nicht nur für ihn) Plastik konstituiert. Er zeichnet ein »Diagramm eines geometrischen und eines nach dem stereometrischen System konstruierten Kubus’«. Der eine, der geometrische, ist ein Kubus, der Raum umschließt. Mithin ein Körper, der sich aufgrund seiner faktischen Umschlossenheit als kubische Masse aus dem Umraum grenzt, der, bestehend aus sechs ihn ummantelnden quadratischen Flächen zum Beispiel einen Würfel bildet und somit die Masse eines Würfels anschaulich erfahrbar werden läßt. Er zeigt Massenvolumen. Der andere, der stereometrische, gibt…