»documenta als Motor«
Ein Rundgang durch die DOCUMENTA IX, kommentiert von Jan Hoet. Fotos: Dieter Schwerdtle
Thomas Schütte sucht ein präzises Verhältnis zu der Ausstellung. Er geht von der Macht des Fridericianums, der Macht der documenta weg, an den Rand der Gesellschaft. Links vom Fridericianum war das rote Palais der Landgrafen von Hessen, von dem nur noch der Portikus übriggeblieben ist. Er ist wie eine Rednertribüne von der man Ansprachen halten kann. Er referiert hier die allegorischen Skulpturen und auch die Vasen die oben auf dem Fridericianum in einer klaren Reihe stehen. Er wandelt sie um in eine Beschäftigung mit unserer Zeit. Seine Figuren stehen niedriger, nicht am absoluten Höhepunkt des Gebäudes, sondern zwischen Dach und den Leuten. Es sind Figuren, die eine Geschlossenheit haben, als ob sie gefangen wären in ihrer eigenen Beschränkung. Die Figuren selber lassen an russische Puppen denken Ihre Form erinnert auch an eine umgestülpte Vase, unten sind sie offen. Geschlossen auch in ihrem Stillstand und ihrem traurig nach unten gerichteten Blick. Man könnte an Ostdeutschland denken, an die Obdachlosen am Friedrichsplatz, die ihr Hab und Gut mit sich führen, oder auch an die- Leute, die neben einkaufen. Letztendlich geht es jedoch um ein Menschenbild, um Leute, die am Rande des Abgrundes stehen. Leute, die nicht mit den Passanten kommunizieren können, die ausgeschlossen sind, obwohl sie sich beobachten. Geschlossene Gesichter, Hände die keine Freiheit ausdrücken, da sie mit dem Körper zusammengewachsen sind. Die Figuren stehen verloren zwischen den Objekten auf der selben Ebene, zwischen Vasen und den Säcken,…