Abseits der Hauptschauplätze
documenta (13) – Ein Rundgang
GRAND CITY HOTEL HESSENLAND
Gerard Byrne
In seinen Videos, Fotografien und Installationen spürt Gerard Byrne Momenten der Geschichte nach. Er hinterfragt tradierte Lesarten verschiedener Themen, um deren Bedeutung jenseits der etablierten kulturellen Geschichtsschreibung neu zu entdecken. Dazu bedient er sich einer ungewöhnlichen Methode: Auf der Basis intensiver Recherche entwickelt er fiktive Gespräche, die er dann von Schauspielern nachstellen lässt. Die Rekonstruktionen dieser Gespräche finden in einem Setting statt, das nicht der möglichen historischen Situation entspricht. So wird der „Zeitgeist“ zwar in lebendigen Gestalten fassbar, zugleich aber auch entfremdet und auf Distanz gehalten. Im ehemaligen Ballsaal des Grand City Hotels Hessenland zeigt Byrne auf mehreren verteilt im Raum aufgestellten Bildschirmen das Video „A man and a woman make love“. Darin geht es um die Einstellung der Surrealisten zu Erotik und Sexualität. Historischer Hintergrund: Am 27. Januar 1928 trafen sich acht Surrealisten in Paris zu einem Gespräch, dessen Protokoll in der Zeitschrift La Révolution Surréaliste veröffentlicht wurde. André Breton eröffnete die Sitzung mit der Frage: „Ein Mann und eine Frau schlafen miteinander. Inwieweit kann der Mann den Orgasmus der Frau erkennen?“ Byrne hat die Diskussion als gepflegten Herrenabend in Salonatmosphäre reinszeniert. Durch wechselnde Kameraeinstellungen und die parallele Projektion verschiedener Szenen auf mehrere Bildschirme splittert er den historischen Moment auf und überführt ihn in ein differenziertes Stimmungsbild.
Hugenottenhaus – Hinterhof
Tino Sehgal
Tino Sehgal ist bekannt für seine Nicht-Fassbarkeit, für seine Fähigkeit und Konsequenz, seine Arbeit dem fixierenden, dokumentierenden Zugriff zu entziehen. Seine Kunst nimmt allein in dem Moment Gestalt an, in…