Dirk Schwarze
Documenta 12 – Drei Aspekte
Für Kassel Gemacht – Grabungen in der Geschichte,
Documenta-Architektur – Intensive Auseinandersetzung mit dem Raum, die Große Lust am Scheitern
Grabungen in der Geschichte
Documenta-Werke, die für die Stadt gemacht wurden
Es ist zum Ritual geworden, für aktuelle Ausstellungen mit der Ankündigung zu werben, einige Werke seien eigens aus diesem Anlass angefertigt worden. Aber so neu, wie man annimmt, ist die Entwicklung von Projekten für einzelne Ausstellungsanlässe gar nicht. Bereits für die documenta III hatte Arnold Bode drei Bilder bei Ernst Wilhelm Nay bestellt, die in einem schmalen Raum unter die Decke gehängt wurden. Die Installationsabsicht hatte Nay vor Augen gehabt, als er die Bilder schuf. Gleichwohl wurden sie nach der documenta nie mehr als Deckengemälde gezeigt.
Für Nays Kompositionen gab es einen klaren Raum-Bezug. Doch ansonsten hatten die Bilder mit dem Ort der Ausstellung nichts zu tun. Anders verhielt es sich 1977, als Ulrike Rosenbach in der documenta 6 ihre Video-Installation „Herakles – Herkules – King Kong“ präsentierte. Die Auseinandersetzung der Künstlerin mit dem Götter-, Helden- und Muskelprotz-Mythos bezog sich direkt auf die Stadt und deren Wahrzeichen, die Herkules-Figur, die als Großfoto in der Installation zu sehen war.
Es war das documenta-Jahr, in dem mehrere Künstler Plätze und Achsen der Stadt neu interpretierten. Die damals spektakulärste Arbeit war der „Erdkilometer“ von Walter de Maria, der auch als eine Referenz an das Museum Fridericianum als ein Haus der Aufklärung gedacht war. Claes Oldenburgs „Spitzhacke“ und Joseph Beuys’ „7000 Eichen“ (beide 1982) sind weitere Wegmarken der inhaltlichen Annäherung der Kunst…