Johannes Meinhardt
Dirk Skreber: Blutgeschwindigkeit
»Hemmungsloser Illusionismus«
Staatliche Kunsthalle Baden-Baden, 9.2.2008 – 27.4.2008
museum franz gertsch, Burgdorf, 4.6.2008 – 26.10.2008
Die 22 Gemälde von 1999 bis 2007, die in der Kunsthalle Baden-Baden ausgestellt werden, stellen auf das Dringendste die Frage nach der Rezeption (und Produktion) von Malerei unter heutigen Bedingungen; in einer Situation, in der die analytischen, reflexiven Diskurse der Moderne und der Späten Moderne – sogar noch der Postmoderne – weitgehend untergegangen sind und sich in der Malerei (und darüber hinaus in der Kunst generell) eine diffuse Theoriefeindlichkeit ausgebreitet hat, die im Gemälde naiv-semantisch nichts mehr als ein Bild wahrnimmt, dessen Bedeutung herauszufinden ist. Eine solche begriffslose, nur noch fraglos Wahrgenommenes affirmierende und dazu beliebig assoziierende Rezeption wird von den Gemälden Dirk Skrebers sehr einfach gemacht; nichts nahe liegender, als in seinen Gemälden apokalyptische Bilder zu sehen, Bilder von Naturkatastrophen, von entleerten, entvölkerten Landschaften, von Autounfällen oder Explosionen. Dazu kommen in den letzten Jahren noch Bilder von Heldinnen und Helden aus amerikanischen Comics, deren Pop-Status dem der Katastrophen eng verwandt ist (Andy Warhol hatte die mediale Verwandtschaft von Comicstars, Medienstars und Katastrophen systematisch entfaltet). Diese Bilder, deren Status als Gemälde irrelevant zu sein scheint, die auch computerbearbeitete und gedruckte Medienbilder sein könnten, erlauben, sich einzufühlen, private und kulturell determinierte Assoziationen an sie anzuknüpfen, in ihnen eine vom Künstler geschaffene, bedeutungsvolle Welt zu finden. An eine solche Rezeption, die davon ausgeht, dass der Maler Botschaften mitteilen will, dass sein appropriierender Gebrauch von schon existierenden, medialen Bildern – sein Kopieren, sein Nachmalen – keine eigenen…