Helga Meister
Dirk Skreber
Kunstraum München, 23.6. – 1.8.1992
Kunsthalle Rostock, 3.9. – 30.10.1994
Dirk Skrebers Himmel ist blau, aber der Maler himmelt ihn nicht an. Seine Pappeln stehen in Reih und Glied wie Zypressen, aber sie symbolisieren weder Tod noch Leben. Seine elektrische Eisenbahn in Öl auf Leinwand ist von der Bundesbahn soweit entfernt wie von einem Mini-Trix- oder Faller-Modell. Was ihn interessiert, umreißt er als eine “wunderbare Konstellation zwischen Realismus und Abstraktion”.
Skreber mußte lange warten, bis die Ausstellung aus dem Kunstraum München vom Sommer 1992 in die Kunsthalle Rostock übernommen werden konnte. Das tägliche Leben dreht sich in Ostdeutschland eher um die Arbeitslosigkeit als um die Frage eines Düsseldorfer Künstlers nach dem Verhältnis der Malerei zum Gegenstand.
Die 40 Bilder in Rostock sind aus der typisch Skreberschen Sicht gemalt: Es ist keine Vogelperspektive, auch keine Froschperspektive, sondern wie ein schräger Anflug auf das Motiv. Die Hochhäuser, Kirchtürme, Parkhäuser oder Möbelszenen sind von einem erhöhten Standort aus in tadelloser Unantastbarkeit aufgenommen. Becher-Fotos nehmen derartige Positionen an. Doch Skreber will nichts dokumentieren und nichts bewahrend für die Zukunft retten. Sein Thema ist die Distanz.
Er hat mit seiner Sicht auf die Welt in der Hüppi-Klasse Maßstäbe gesetzt. Er ist ein Perfektionist, er versteht sich auf Ordnungen. Er spricht von einer “Qualitätssicherung” und entnimmt das Wort aus dem Wirtschaftsleben.
In seinen frühen Bildern von 1989 scheinen noch einige Absurditäten des Daseins im Spiel. Zwei Elektro-Eisenbahnen, die gegeneinanderfahren, lassen sich in ihrer Alogik auf die menschliche Existenz beziehen. Doch derartige Seinsfragen interessieren ihn immer weniger als die…