Magdalena Kröner
Ding Yi
Das Zeichen als Weltkondensat
Ding Yi, 1962 geboren in Shanghai, absolvierte 1983 zunächst ein Studium am Kunsthandwerklichen Institut Shanghais, bevor er traditionelle chinesische Malerei am Fine Arts Department der Shanghai University studierte. Er lebt und arbeitet in Shanghai.
Ausgehend von der Beschäftigung mit dem sozialen Realismus, dem er in seiner Jugend begegnete, wandte sich Ding Yi als Kunststudent verstärkt der westlichen Kunst zu, studierte etwa die Maltechnik im Werk Maurice Utrillos, befaßte sich in den folgenden Jahren aber auch intensiv mit Positionen traditioneller und zeitgenössischer chinesischer Malerei. Wichtig für seine Arbeit waren Anregungen etwa durch das Werk von Zhao Wuji, der eine Synthese aus chinesischen und westlichen Einflüssen in seiner Malerei anstrebte. Ab 1983 unternahm Ding Yi erste abstrakte Versuche in seiner eigenen Malerei.
Ding Yi wurde als einer der ersten abstrakten Maler Chinas bereits in den frühen Neunziger Jahren im Westen bekannt. So nahm er 1993 sowohl an der Biennale von Venedig als auch an der wegweisenden Ausstellung zur chinesischen Gegenwartskunst im Berliner Haus der Kulturen der Welt, “China Avant-Garde”, teil. Seine Malerei zeichnet sich aus durch das Streben nach größtmöglicher Einfachheit und größtmöglicher Ferne von kulturellen und kunsthistorischen Zuschreibungen, Kontexten und Symbolik. Zugleich öffnen seine repetitiven Tableaus, in denen seit den späten 80er Jahren immer wieder das Kreuzmotiv variiert wird, ein Feld neuer Bedeutungen. Dabei berühren eine mondrian’sche Rhythmisierung, das All-Over des Ornamentes und die Nutzung von Karostoffen als Malgrund westliche Kontexte. Zugleich macht die verabsolutierte Flächigkeit des Bildraumes eine Nähe zu Kartographien spürbar. Die mehrfach…