Dieter Daniels
Dilettanten erhebt euch!
Video-Nacht im NDR, 10.8.85
»Wenn sie die Absicht haben, Ihre Video-Experimente zur Kunst zu erklären, wird Ihnen niemand widersprechen können. Die Bedeutung einer Video-Arbeit wird allerdings nicht dadurch erhöht, daß man sie willkürlich mit der Etikette »Kunst« versieht. Deshalb würde man eher zur Vorsicht raten, wenn dies allein der Sinn Ihres Tuns wäre. Das Recht, sich als Video-Künstler zu fühlen, kann Ihnen allerdings niemand absprechen – und wenn Ihnen dieses Gefühl Spaß macht, dann lassen Sie es ruhig zu. «
Dieses Zitat aus dem Begleitbuch zu »Die Video-Macher« (S. 129), einer kommerziell unterstützten TV-Serie zur Anregung und Anleitung von Heimvideo-Machern und Käufern, hätte man getrost auch der Video-Nacht als Motto voranstellen können.
Vielen alten Vorurteilen gegenüber Video-Kunst im Sinne dieses Zitats wurde durch die Video-Nacht Vorschub geleistet: Video-Kunst ist technisch unprofessionell, inhaltlich fragwürdig oder unverständlich und für das Fernsehen höchstens als skurrile Blüte der halb-etablierten Subkultur interessant. Dies war jedoch nicht den vorgestellten Kunst-Videos anzulasten, sondern einzig und allein eine Frage der inadäquaten Konzeption der Sendung und der technisch und inhaltlich mißlungenen Präsentation der Beiträge. Es fällt schwer, eine so deutliche Kritik an dieser für deutsche Fernseh-Maßstäbe sehr hoffnungsvollen Sendung zu üben, zu groß ist die Bereitschaft, es grundsätzlich positiv zu werten, daß experimentellen Produktionen einmal so viel Platz (4 Stdn.!) im TV-Programm eingeräumt wird, und es ist zunächst das Wagnis zu würdigen, überhaupt ein solches Ereignis im deutschen Fernsehen stattfinden zu lassen. Hinzu kommt, daß die Programm-Zusammenstellung einer guten und kenntnisreichen Auswahl entsprach und einen breitgefächerten Überblick über…