Digital Bodies
Das neue Bild vom Menschen an der Schnittstelle von Kunst, digitaler Technologie und Körperpolitik.
Eine KUNSTFORUM-Serie von Magdalena Kröner, Teil 3
Bits and Pieces
Die Renaissance der Körperteile
Das künstlerische Interesse für die einzelnen Teile des menschlichen Leibes ist nichts Neues: die Fixierung aufs Körperfragment gab es bereits in der Antike, wo Bildhauer erstaunlich realistisch anmutende Körperteile abbildeten. Hand, Bein oder Fuß verwiesen auf den Menschen und erzählten von sozialen Beziehungen; signalisierten Macht und Stand. Über den antiken Maler Zeuxis existiert die Legende, er habe von all seinen Modellen die schönsten Körperteile herausgesucht, um daraus die ideale Schönheit zu modellieren. Im Mittelalter prägten aufgeladene Handgesten die Darstellungen berühmter Heiliger und bis heute ergötzen sich Toskana-Reisende an der Sorgfalt, mit denen Sandro Botticelli die Zehen seiner Protagonistinnen modellierte.
Famous Body Parts
Doch das neuzeitliche Auftauchen des Körperteils im Raum des Digitalen läßt sich (völlig spekulativ, aber das wird in diesem Text selbstredend vorausgesetzt) an einem Datum und einem Ort festmachen: es begann in Hollywood im Jahr 2012. Auf der Oscar-Verleihung jenes Jahres wollte das rechte Bein der amerikanischen Schauspielerin Angelina Jolie seine ganz eigenen 15 Minuten Ruhm erleben: es stahl sich aus einer Robe aus schwerem, schwarzem Samt hinaus ins Helle. Es floh aus seinem dunklen Versteck und zeigte sich, nackt und bleich, auf dem roten Teppich vor dem Kodak Theater in Los Angeles. Das Bein trat vor die Kameras der Welt und von dort aus direkt hinein ins Internet. Es bekam noch während der Preisverleihung einen eigenen Account beim Kurznachrichtendienst Twitter mit dem Namen „AngiesRightLeg“.
Der…