Digital Bodies
Virtuelle Körper, politisches Embodiment und alternative Körperphantasmen
von Magdalena Kröner
Wie sieht die Zukunft des Menschen aus?
Die Zukunft ist jung und alt, ethnisch divers, sie hat schöne Zähne und ein ebenmäßiges Gesicht. Sie ist die ältere Dame mit der Brille und den wachen Augen. Der junge Mann mit dem leichten Bartansatz und den kräftigen Augenbrauen. Das neugierige Baby. Die Blondine mit den tollen Haaren. Das schwarze Mädchen, das entschlossen in die Ferne schaut. Die Zukunft kommt zu uns in allen nur denkbaren Gesichtsformen, Ethnien und Altersklassen, aber auch in jeder nur denkbaren Stimmung und Verfassung – und sie ist komplett virtuell. Die amerikanische Firma „Generated Photos“ produziert Portraits von Menschen, die nie existiert haben, und vielleicht schon bald reale Modelle und Schauspieler ablösen könnten. Die verblüffend realistischen Fotos sind das Produkt digitaler Bilderzeugung, virtueller Technologie und Deep Learning. 100.000 Gesichter haben die Ingenieure, Programmierer, Fotografen und Bildbearbeitungsspezialisten von „Generated Photos“ zum Download und zur freien Verwendung ins Netz gestellt – umsonst.
„Technology is not neutral. We’re inside of what we make, and it’s inside of us. We’re living in a world of connections – and it matters which ones get made and unmade.“ Donna Haraway1
Es ist nicht mehr zu übersehen: die Zukunft ist digital. Zwischen dystopischer Technologiefurcht und utopischer Technologiebegeisterung existieren im öffentlichen Diskurs gegenwärtig alle Spielarten der Imagination – und genau ins Zentrum dieser Imagination begeben sich die Künstler, die in diesem Band versammelt sind.
Sie analysieren, illustrieren und kommentieren den aktuellen Siegeszug von Bits und Maschinen. Sie befragen die umfassende…