Johannes Meinhardt
Dieter Roth: Balle Balle Knalle
»Portrait des Künstlers als Knallkopf«
Kunstmuseum Stuttgart, 13.12.2014 – 12.4.2015
Die erklärte Intention der Ausstellung „Dieter Roth: Balle Balle Knalle“ ist es, den Künstler primär als Schreibenden vorzustellen. Dieter Roth war kein Literatur Schreibenden, kein Verfertiger literarischer Werke, sondern ein Künstler, der in einen fortdauernden Prozess der Selbstbeobachtung, Selbstreflexion und Selbstbeurteilung (oder –verurteilung) verwickelt war, den er in Texten und Gedichten austrug und vorantrieb. In den sechziger und siebziger Jahren war das Schreiben ein zentraler Bestandteil seiner künstlerischen Tätigkeit; gesammelt sind sie vor allem in den vielen aufeinanderfolgenden Publikationen von „Scheisse“; die Scheisse-Gedichte und –texte wurden immer weiter bearbeitet und veränderten sich partiell mit jeder neuen Veröffentlichung.
Die These der Ausstellung ließe sich in einem Zitat zusammenfassen – das aber selbstverständlich nicht wörtlich zu nehmen, sondern von der spezifischen gequält-ironisch-koketten Haltung Dieter Roths geprägt ist: „Meine Hauptarbeit ist Bücher schreiben gewesen; nun habe ich Objekte gemacht, damit ich Geld bekomme, denn von dem Schreiben konnte ich nicht leben.“ Dementsprechend hat Dieter Roth aus seinen Schriften `Schriften´ gemacht, gedruckte (mit DR: „flachgedrückte“) Werke, die als künstlerische Objekte hergestellt und verkauft werden konnten. Und dieser Werkbereich der `Buchobjekte´ ist dementsprechend am prominentesten in der Ausstellung vertreten. Die vielen Versuche und Spielereien mit Typographien, mit Materialien im Buch und als Buch, mit unterschiedlichsten Druckverfahren, beginnend mit den einfachsten Arten des Abdrucks, wie sie zum Beispiel durch Stempeln entstehen, demonstrieren, wie grundlegend sich Dieter Roth mit der Materialität von Schreiben, Schrift, Druck und Buch beschäftigt hat. Wenn Bücher zuerst einmal…