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Monografie · von Peter Winter · S. 104 - 111
Monografie , 1973

PETER WINTER
Dieter Roth

Dieter Roth hat nicht nur vor kurzem seine Orthografie geändert, er ist schon immer – wollte man ihn katalogisieren, festnageln, dingfest machen – den ästhetischen Leitz-Ordner und Schlagwortwächtern entschlüpf Kaum ist man ihm auf der Spur, schlägt er einen Haken, ändert den Kurs, segelt bereits unter anderer Flagge. Manche Leute macht das nervös, läßt sie wie die malende Lady angesichts des Meeres verzweifelt den Seufzer ausstoßen: ‘Es bewegt sich ja dauernd!’ (Vielleicht gibt es deshalb auch, trotz Roths immenser Produktion, so wenig Geschriebenes über ihn.) Entsprechend dieser bildnerischen und literarischen Chamäleon – Existenz (und beide Medien gehören bei ihm zusammen wie Sauerstoff und Wasserstoff) können die folgenden Anmerkungen nur den Charakter einer Skizze haben, eine kunstlexikalische Fixierung oder eine Sechs-Punkte-Sezierung (a la: Roth als Drucker, Roth als Stempler, Roth als Dichter, Roth als Haufen-Macher, Roth als Zeichner, Roth als Collagist) hieße diesen Autor schon im Ansatz mißverstehen.

So wie er in seiner Prosa und in den Gedichten die Sprache kitzelt, streichelt, walkt, knetet, melkt, massiert, prügelt, kneift, rubbelt, ihr Hörner aufsetzt und ihr zahlreiche muntere Kinder macht, so verfährt er mit jeglichem Material: ob der puristischen Formalingrammatik des Konstruktivismus in seinen frühen Lochbüchern, dem Angebot der Postkarten- und Geschenkindustrie, der Lebensmittelbranche, den handwerklichen Riten des druckgrafischen Gewerbes oder gar den Spezereien des Gewürzhandels.

Die Vokabel ‘optisch’ würde seine bildnerischen Intentionen nur unzureichend erfassen; denn neben der Farbe spielt der haptische, gelegentlich geruchliche Reiz eine nicht zu unterschätzende Rolle in seinen Arbeiten.

Dieter Roths Sendung empfängt man über mehrere ‘Kanäle’ gleichzeitig:…


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