Heinz-Norbert Jocks
Dieter Krieg
Galerie Gmyrek, 16.9.-5.11.1988
Bei Dieter Krieg, einem der Väter der Neuen Wilden, paart sich die ungeheure Banalität ausgesuchter Motive mit dem bewußten Dilettantismus unverkrampfter Malerei, der jede Lust an vorgeschobener Theorie suspekt ist. Nicht eine Ästhetik der Beschönigung zeigt sich hier im hektischen Rausch breiter, mit- und gegeneinander operierender Farbspuren, sondern eine eigenwillige Ästhetik des Häßlichen, Ekelhaften, die alles so vorführt, wie es nicht stimmt. So verwendet der 1937 in Lindau am Bodensee geborene Maler, der wie Walter Stöhrer und Georg Baselitz Schüler von HAP Grieshaber an der Karlsruher Akademie war, riesige Formate, auf denen er zusammenführt, was nicht zusammengehört. Die bevorzugten Bildvokabeln sind bei ihm verkleinerte Spazierstöcke, Haken, durchbohrte Fische, blattlose Äste, rote Wärmeflaschen, alte, mit Mustern überzogene Matratzen, Wattebeutel mit Aufschrift sowie weiße Blumen. Wenn hier ein Ast und ein Schuh eine merkwürdige Liaison eingehen, dann liegen dort ein paar Blumen auf einem weiß bezogenen Kissen. Die Dinge gehen in diesen poetischen Bildkompositionen keine sinnproduzierenden Metamorphosen ein, sondern sinnunabhängige Verbindungen, jenseits irgendeiner mitteilbaren Bedeutung, wobei jedes Teil mehr für sich als für uns zu existieren scheint. All diese dissonant anmutenden, in Ocker, Gelb, Rot und Braun gehaltenen Bildideen thematisieren die unhintergehbare Dialektik von Bild und Abbild, Faktum und Illusion, Werbung und Ware, Kalkül und Inspiration, aber auch die Nutzlosigkeit, alles bis ins Detail erklären zu wollen. Um dies zu erreichen, spielt Krieg im Grunde mit zufälligen Relationen wie mit freien Proportionen, bis sie den realen widersprechen. Nähert man sich ohne vorgefaßte Meinung seinen neuen, in der…