Hans-Dieter Fronz
Dieter Krieg
Fritten & Brillanten
Kunstmuseum Stuttgart, .26.4. – 17.8.2008
Die Gedanken sind frei – und die Bilder sind es auch. Seit je weiß sich Malerei im Besitz des Schlüssels zum Zaubergarten der blühendsten Phantasie. Nur hängt ihr bei ihren träumerischen Parkpromenaden seit der Erfindung der Zentralperspektive die Forderung nach naturgetreuer Darstellung wie ein Klotz am Bein. Von der Renaissance bis zum Realismus ist die abbildende Nähe zur Wirklichkeit eine ihrer Wesensbestimmungen; Triumphe feiert die Mimikry ans Reale im Trompe l’oeil. “Getroffen!” titelte die letzte Ausstellung des Kunstmuseums Stuttgart – für Malerei (hier: die hohe Kunst des Porträts bei Otto Dix) traditionell ein hohes Lob.
Kunst also der Affe der Wirklichkeit? Gleich eingangs der Nachfolgeschau des Kunstmuseums empfängt den Besucher als animalische Allegorie jener die Wirklichkeit nachbildenden oder eben -äffenden Malerei jetzt ein Primat in Acryl. Dass das sinnbildliche Tier bei einem Vertreter konzeptueller Malerei wie dem vor drei Jahren verstorbenen Dieter Krieg, den das Kunstmuseum mit einer großen Retrospektive ehrt, zur Elendsfigur gerät, kann nicht verwundern. Als Spiegel der Wirklichkeit hatte Malerei für Krieg ausgedient; das lässt sich auch einer in Hörweite zu dem Affen-Gemälde im Nebenraum platzierten Audioarbeit entnehmen. Dort artikulieren wechselnde Stimmen, durch kurze Pausen unterbrochen, das immer selbe Wort: “Ähnlich.” Krieg hatte Passanten auf der Straße gebeten, die zentrale Kategorie des mimetischen Prinzips neuzeitlicher Kunst ins Mikrophon zu sprechen. Wirklichkeit abbildende Malerei tritt auf der Stelle, sagt das insgeheim.
Sinnreich und räumlich kommuniziert die Audioarbeit zudem mit Kriegs früher Serie gemalter Schallplatten: Trompe l’oeils in Acryl auf Papier,…