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Titel: Die Zukunft des Körpers I · von Florian Rötzer · S. 52 - 71
Titel: Die Zukunft des Körpers I , 1995

Einführung
Die Zukunft des Körpers

Von Florian Rötzer

Zeus spricht: »Epiktet, wäre es möglich gewesen, so hätte ich diesen armseligen Körper, dies dein kleines Besitztum, frei und ungehindert geschaffen. Doch wie er ist – das sollst du nicht übersehen -, ist dieser Leib nicht dein eigen, sondern er ist nur kunstvoll zusammengefügter Lehm.« (Epiktet, Dissertationes)

Die Beiträge dieses Bandes suchen zu erörtern, wie neue Technologien unseren Körper materiell verändern oder das Bild von unserem Körper oder, im Hinblick auf Roboter, vom Körper überhaupt verwandeln. Es geht um Schnittstellen mit Maschinen und um Maschinen, die man als Versuche verstehen kann, langfristig neue, belebte und autonome Körper zu entwerfen. Natürlich gäbe es weit mehr über die Zukunft des Körpers zu sagen, vor allem auch über den Körperkult, der in einer (noch immer) visuellen Kultur sich explosiv ausbreitet, das Zappen zwischen Körperbildern propagiert und die Modellierung begünstigt, aber auch von rationalitäts- und zivilisationskritischen Stimmungen gefördert wird, die Natürlichkeit und Gesundheit als Heilmittel und Erlösung feiern. Aber Natürlichkeit zu wählen, ist heute bereits weitgehend keine Akzeptanz des Schicksals mehr, sondern eine Option. Jede Natur ist künstlich, der Körper stets ein Produkt, der Nicht-Eingriff eine bewußte Entscheidung.

Im Zeichen der prinzipiellen Veränderbarkeit, Austauschbarkeit und Ersetzbarkeit von körperlichen Organen, Geweben, Flüssigkeiten und Funktionen ist jede Anthropologie an ihr Ende gekommen, die das Wesen des Menschen stets danach bestimmt hatte, was er selbst nicht gezielt verändern kann. Heute ist die Frage, wie wir eine Welt und einen Körper erzeugen, zur Grundlage geworden, die nicht mehr alleine die Kunst und ihre künstlichen…


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