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Monografie · von Stephan Berg · S. 260 - 269
Monografie , 1998

Stephan Berg
Die Zerstreuungen des Zeichners

Alexander Roobs Bildroman

Für das Spiegeleierbraten braucht man Eier, und mit Eier mein ich das, was wir sehen (das Gesehene), und man braucht Fett, und mit Fett mein ich das Sehen selbst, und man braucht eine Pfanne, und mit Pfanne mein ich das, was sieht, nämlich die Augen.” So rustikal-kulinarisch formuliert Alexander Roob 1987 seine “Gesetze des Sehens” und weist damit gleichzeitig auf die “Handfestigkeit” seiner Arbeit hin, wie auch auf das zentrale Thema seines Werks. Seit dem Beginn an seinem CS = Codex Scarabäus oder in phonetischer Umschrift “Sieh es” genannten gewaltigen und potentiell endlos fortsetzbaren Bildroman im Jahre 1985, untersucht Roobs Zeichenstift ebenso geduldig wie beharrlich die Durchdringung des Gesehenen durch das sehende Auge im Sinne eines allseitigen und allsichtigen Sehens. Ein Unterfangen, das in seiner monomanen Monumentalität in der zerklüfteten Landschaft der Gegenwartskunst kaum Vergleichbares kennt. Über 10.000 vorwiegend mit Kohle ausgeführte Einzelzeichnungen, zu momentan fünf gewaltigen Kapiteln zusammengefaßt, erschließen ein Panorama der Welt, in dem die Dinge immer dicht bei sich selbst sind und gleichzeitig auch so weit entfernt, als wären sie das Fremde schlechthin.

Während die ersten drei Kapitel dieses Bildromans sich vor allem im Kopf des Zeichners abspielen, wo die abstrakten Samen aller zukünftigen Entwicklungen gelegt werden (Roob nennt sie die quappen- oder keimförmigen Anfänge), findet ab 1992 eine direkte Hinwendung zur sichtbaren Welt statt. Angefangen hatte sie mit dem Protokoll von Dachdeckerarbeiten und dem zeichnerischen Nachvollzug eines zu plättelnden Hofs. Sorgsam, genau die einzelnen Schritte. Die klare, verknappte Lineatur erfaßt…


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