Michael Hübl
Die Zeit und ihre Medien
»Seeing Time«. Ausgewählte Arbeiten aus der Medienkunstsammlung von Pamela und Richard Kramlich
Zentrum für Kunst und Medientechnologie (ZKM) Karlsruhe, 30.11.2000 – 22.4.2001
Seeing Time” – überträgt man das Motto, das hinter einer Auswahl von Arbeiten aus der Sammlung von Pamela und Richard Kramlich steht, auf das Lebens-Werk von Roman Opalka, dann bedeutet das Sichtbarmachen von Zeit Verlust. Indem sie aufgezeichnet wird, ist sie bereits entschwunden. Der polnische Künstler hat die abstrakte Zeit der technischen Messinstrumente mit der biologischen Zeit seines Körpers verknüpft. Schnittstelle ist die Malerei. Dort entspricht das kontinuierliche Niederschreiben der aufeinanderfolgenden natürlichen Zahlen einer linearen Chronometrie. Und durch das langsame Abstufen der Grauwerte Richtung Weiß trägt Opalka der Zeit als historischem Prozess Rechnung, der Veränderungen mit sich bringt. Aber dass in diesem Vorgang etwas Unwiderrufliches liegt (das sich allenfalls transzendieren lässt, etwa in Kunst), wird zunächst am eigenen Leib erfahren und überträgt sich von dort auf die Herstellung der Bilder. Einerseits wächst die Anstrengung der Sinnesorgane, weil das minimale Grau der Ziffern und das Weiß des Bildgrunds kaum noch Unterschiede aufweisen, andererseits lässt – altersbedingt – die physische Energie nach. Die fortschreitende Visualisierung von Zeit, bedeutet hier, dass immer weniger zu sehen ist, aber auch, dass sich die Produktion mehr und mehr in die Länge zieht. Das Bild nähert sich der Nicht-Darstellbarkeit seines ‘Objekts’ an.
Zeit wird nur über ein Medium sichtbar und erfahrbar. Die traditionelle bildende Kunst hatte hierbei ein Problem: Zeit als dynamischer Ablauf konnte nur mit Gestaltungsmitteln geschildert werden, die im…