Alexander Braun
Die wunderbare Welt des Paul Thek
»Leben ist das, was passiert, während man andere Pläne macht.«1
»This morning I got up and I bravely knew where I was. I walked around naked for awhile, checking out my identity in the long mirror in the front room, I was disappointed in what I saw (…).«2
Falls jemals ein Film über das Leben Paul Theks (1933-1988) gedreht werden sollte, dann gleicht dieser entweder Vincente Minellis pathetischer Van-Gogh-Eloge Ein Leben in Leidenschaft oder Woody Allens Abwesenheitsgroteske Zelig: überschwengliche Paranoia in Technicolor oder schwarzweiße Unauffindbarkeit. Vielleicht läßt sich aber auch Oliver Stone hinreißen und versucht sich nach dem The Doors-Desaster ein zweites Mal an einem Sittengemälde der Hippie-Ära. Die Stationen von Theks Künstlerleben sind schillernd genug, als daß sie für Hollywood taugen würden. Zu sehen gäbe es dann wohl Szenen wie diese: Paul Thek, wie er sich 1963 selbstbewußt an die Leichen in den Kapuzinerkatakomben nahe Palermo lehnt. Paul Thek als existenzialistische Erlöserfigur mit einem Holzkreuz über der Schulter bei der Installation seiner Arbeit The Procession/Easter In A Pear Tree. Paul Thek an der Spitze seiner Artist’s Co-op während der ’72er documenta der politischen Aufbrüche und Individuellen Mythologien. (Die hohe Zeit der Kommune.) Und schließlich Paul Thek im Jahr seines Todes. Der vereinsamte, an Aids erkrankte und von der Kunstwelt (fast) vergessene Künstler, wie er sich vor der Skyline Manhattans liebevoll der Pflege seiner Blumen hingibt.
Kaum ein anderer Künstler des zwanzigsten Jahrhunderts ist so sehr an- und gleichzeitig abwesend wie Paul Thek. Mike Kelley, der…