Werner Hofmann
Die Wiener Aktionisten
Am 7. Juni 1968 sollte in der Wiener Universität ein “Vortrag” über “Kunst und Revolution” stattfinden. So stand auf Plakaten und Handzetteln zu lesen (Abb.). Was sich jedoch ereignete, war ein turbulentes Happening, in dem Obrigkeitsbeschimpfung und exhibitionistische Selbstbefriedigung einander an Schärfe und Drastik überboten. Rückblickend berufen sich die von ihren Mitveranstaltern, dem Sozialistischen Österreichischen Studentenbund, alsbald desavouierten Akteure – die Wiener Aktionisten – auf einen Programmentwurf, der sich Schritt für Schritt von der Argumentation (Jirak, Wiener, Weibel) auf die Aktion (Brus, Muehl) verlagern sollte.1
“jirak sollte ein paar einleitende worte sprechen, hierauf weibel ein pamphlet gegen finanzminister koren, dann wiener einen vortrag halten, gleichzeitig dazu brus seine aktion machen, hernach kaltenbäck mit seiner rede, weibel mit einem aktionsvortrag, am Schluß muehl mit seiner gruppe (anastas, dieter haupt, herben stumpfl, otmar bauer, laurids). nach einer kurzen pause referate von sös = mitgliedern und diskussion mit dem publikum.
einige tage vor der Veranstaltung war robert kennedy ermordet worden, so daß muehl schnell eine vernichtende leichenrede schrieb, die dynamik der ereignisse und emotionen raffte den abend dann zu einer schnellen eruption.
peter jirak begann mit einem kurzen einleitungsreferat. die Stimmung erreichte einen ersten jähen höhepunkt, als otto muehl seine beschimpfung robert kennedy’s und der kennedy-familie verlas.”
Die Chronik der Ereignisse geht dann ins Detail: “zu programmiertem tumultuösem geschrei kam es bei peter weibels aktionsvortrag über finanzminister Universitätsprofessor dr. koren, ein Scheinwerfer, bedient von valie export, schaltete über einen lichtabhängigen widerstand den Verstärker des mikrophons an und ab. bei ‘ein’-rufen schaltete valie den…