Die Welt vom Kaffeetisch aus
Stephen Coates/Alex Stetter (Hg.) »Impossible Worlds – The Architecture of Perfection«
“Jeder kann ein Bild von einer perfekten Welt zeichnen”, schreibt Alex Stetter zur Einführung. Dazu sieht man das gemalte Willkommensschild der “city beautiful” Chandigarh, welche Le Corbusier in den 50er Jahren plante und errichten ließ. Daneben ist das Foto seiner ArbeiterInnenbehausungen platziert, die noch gut in Schuss wirken, jedoch an einem Feldweg zu liegen scheinen. Le Corbusiers in Beton gegossene Skizzen landeten nur selten in den Metropolen Paris oder New York denn in der (post)kolonialen indischen Provinzregion Punjab. Die Idealstadt im Internationalen Stil wurde bald schon überrannt, brach über die Ufer des Masterplans und wuchert weiterhin illegal wie informell in die Region hinein. Von den in der Einleitung angesprochenen “Satelliten-Slumsiedlungen” fehlt eine Abbildung. Zwar versammelt das Buch über ‘Unmögliche Welten’ nicht nur wohlfeile Utopien auf Papier, sondern konkret in Stein, Holz, Glas oder Beton gefasste Ideen. Doch die Größten Anzunehmenden Unfälle am Rande der “best case scenarios” bleiben dabei weitestgehend ausgeblendet.
Der Beitrag von Rick Poynor blickt auf englische Kleingärten, welche nun vermehrt als Bauerwartungsland Begehrlichkeiten erwecken. Die verwildert ausschauenden Gärten waren ein Rückzugsterrain für selbstgezogenes Obst und Gemüse, do-it-yourself und alltägliche Kreativität in Opposition zu den Masterplänen. Deutsche Schrebergärten hingegen zeigen sich wie mit dem Lineal umgegraben. Einst für Kinder armer Familien am Ran.de der Städte geschaffen, hatten bald schon die Eltern Zucht und Ordnung ins Beet eingepflanzt.
Hilary French beschreibt eine Gründungsgeschichte der sozialreformerischen Ideal.städte mit Henry Roberts Modellhaus im Rahmen der Londoner Weltausstellung 1851, den…