DIE WELT ALS VORSTELLUNG – DIE VORSTELLUNG ALS WELT
Das Wort ‘Vorstellung’ weist im Deutschen zweierlei Bedeutung aus: Auf der einen Seite bezeichnen wir damit die Fähigkeit des Verstandes, in Bildern zu denken; auf der anderen ist eine spielerische Handlung gemeint, wobei es unerheblich ist, ob sie im öffentlichen oder privaten Bereich stattfindet. Erst aus dem inhaltlichen Zusammenhang können wir ersehen, welche Bedeutung dem Wort jeweils zukommt. In dem hier angerissenen Kontext allerdings ist beabsichtigt, die beiden Bedeutungsebenen ineinander verschwimmen zu lassen. Durch die Koppelung des Wortes mit dem Begriff ‘Welt’ und zugleich der Austauschbarkeit von ‘Welt’ und ‘Vorstellung’ soll die Verwirrung sogar noch gesteigert werden. Eine fiktive Wirklichkeit ist stets auch ein Produkt menschlicher Vorstellung, in erster Linie natürlich einer Anstrengung unserer Fantasie. Doch zunehmend ziehen ebenfalls unsere Handlungen darauf ab, die Welt nach Maßgabe von Kategorien zu gestalten, die nicht mehr aus akuter Realitätserfahrung gewonnen werden, sondern aus den Kriterien der Kunst. Das aus den 60er Jahren herrührende Problem von ‘Kunst und Leben’ hat seine Lösung gefunden; eine Lösung allerdings, die manchen überraschen wird. Sämtliche gerade in jener Zeit geäußerten Befürchtungen, denen zufolge das Leben die Kunst gewissermaßen überrollen werde, sind inzwischen gegenstandslos. Engt man den Begriff ‘Kunst’ nicht nur auf die Zeugnisse der sog. ‘Hochkunst’ ein, sondern bezieht die Bilderwelt der Massenmedien beispielsweise ein, ist die Entwicklung – wenigstens vorläufig – mit einem vollständigen Sieg der Kunst abgeschlossen worden. Aus den Bildkünsten destillierte Maßgaben liefern uns Menschen in der zivilisierten Welt der modernen westlichen Industriegesellschaften das Handlungskonzept für…