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Titel: Inszenierte Fotografie II · S. 150 - 151
Titel: Inszenierte Fotografie II , 1986

DIE WELT ALS IMAGINATION – DIE IMAGINATION ALS WELT

Von Grenzüberschreitungen redet man auf selten der Malerei, von Erweiterung auf Seiten der Fotografie. Maler und Fotografen rütteln an den Ketten, die Geschichte, Bestimmung und Materialität ihrer »Medien« ihnen aufzwingen. Vorhergegangen sind hüben wie drüben energische Versuche, alle Möglichkeiten der Bildsprache immanent auszuschöpfen, wenn es auch nicht an Bestrebungen gefehlt hat, Brücken zu schlagen. Malerei und Fotografie, einer Familie entstammend, standen sich gleichwohl über ein Jahrhundert lang als feindliche Geschwister gegenüber, zumindest als ein Paar, das für das jeweilige Gegenüber wenig Verständnis empfand. Was er in der Malerei nicht ausdrücken könne, sage er in der Fotografie, lautet ein Bonmot von Man Ray, einem der Künstler, die sich wahlweise beiden Geschwistern ergaben. Doch nur in seinen kameralosen Bildern, den Fotogrammen, gelang ihm eine Art Synthese. In den eigentlich fotografischen Aufnahmen vermag man den Maler nicht zu erkennen, umgekehrt in seinen Gemälden nicht den Fotografen. Es war wohl Sigmar Polke, der das Geschwisterpaar Anfang der 70er Jahre wieder zueinandergebracht hat. Im chaotischen Haushalt eines Bauernhofes im niederrheinischen Willich, wo sich um Polke eine Schar von jungen Künstlern, schönen Frauen und hemmungslosen Parasiten versammelt hatte, wehte damals ein kreativer Geist. Achim Duchow hatte den Künstler in die technischen Geheimnisse der Fotografie eingeführt. Denn Duchow hatte eine Lehrzeit als Fotolaborant hinter sich. Mit ihm zusammen schuf Sigmar Polke die inzwischen legendäre Ausstellung »Kunst und Fälschung«, die anno 1973 im Westfälischen Kunstverein Premiere feierte. Sie wurde vollständig von einem privaten Sammler gekauft, und gehört heute als Leihgabe…

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