Heinz Schütz
Die verletzte Diva
»Hysterie, Körper, Technik in der Kunst des 20. Jahrhunderts«
Lenbachhaus Kunstbau, Kunstverein, Rotunde Siemens Kulturprogramm,
Galerie im Taxispalais, Innsbruck, 3.3. – 7.5.2000
Staatliche Kunsthalle, Baden-Baden, 25.6. – 17.8.2000
Zwei gleichzeitig in München veranstaltete Ausstellungen fordern den Vergleich geradezu heraus: “Beauty now” im Haus der Kunst und, über mehrere Institutionen verteilt ,”Die verletzte Diva”. Die gemeinsame Schnittmenge der beiden Ausstellungen besteht in der Auseinandersetzung mit dem Körper in der Kunst des 20. Jahrhunderts. Während “Beauty now” tendenziell die Rückkehr unmittelbarer Sinnlichkeit propagiert (s. vorangegangene Ausstellungsbesprechung), kann “Die verletzte Diva” als kritizistischer Gegenpol verstanden werden, der, in Fortsetzung des poststrukturalistischen Diskurses, Körperpolitik und Genderdebatte ins Spiel bringt.
Die Diva-Ausstellung spannt einen Bogen, der vom Surrealismus bis zur Kunst der Gegenwart reicht. Das im Titel programmatisch umrissene Themenfeld ist weit: Verletzung, Diva – sprich: Film, mediale Ikone, Weiblichkeit –, Hysterie, Körper und Technik. Um es zu bewältigen, bedarf es eines intellektuellen Spagates, der sich um kleinteilige, historische Differenzierungen nicht kümmert, dafür jedoch eine Neuinterpretation der Kunstgeschichte vorschlägt, und die Geburt der Kunst des 20. Jahrhunderts aus dem Geist der Hysterie erklärt, wobei dieser Geist die Züge eines männlichen Fantasmas von Weiblichkeit trägt. Ein derartiges diskursbetontes Unternehmen birgt zwangsläufig die Gefahr, sich im Rücken der Exponate zu bewegen und sie als Beleg der theoretischen Konstruktion zu unterwerfen, eine Gefahr der auch die Ausstellung nicht entgeht.
Das im Hintergrund stehende Programm lässt sich durch die Herkunft des Ausstellungstitels in einem Moment seiner Grundspannung illustrieren. “Die verletzte Diva” ist einer Abhandlung über die Schauspielerin Heddy…