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Titel: Lebenskunst als Real Life · von Pipilotti Rist · S. 80 - 88
Titel: Lebenskunst als Real Life , 1998

PIPILOTTI RIST
Die Utopie beginnt im öffentlichen Auge

EIN JAHR DIRECTEUR ARTISTIQUE. EINE ART ZWISCHENBILANZ

“Und dann wurde ihr Wasserkonzept von den Wasserträgern der diversen Interessengruppen dermassen verwässert, dass von der ganzen hydrologischen Herrlichkeit zum Schluss nicht mehr viel übrigblieb.”

Urs Frauchiger, in: “Weltwoche” vom 18. 6. 98

Jetzt bin ich also beinahe ein Jahr Directeur Artistique der Expo.01. In diesem Jahr ist viel passiert. Schönes, Aufregendes, Verrücktes und auch Nerviges. Das Leben ist, wie der Neuenburgersee, ein Wunder. Ich bedaure alle, die Wunder vollbringen könnten, aber passiv bleiben. Obwohl, manchmal beneide ich sie auch, die Passiven. Sie haben Zeit, und es kann nichts schiefgehen. Es ist für mich immer wieder unglaublich, was alles passiert, wenn man es wagt, ungewöhnliche Dinge anzupacken. Auch die Expo.01 soll wie ein Wunder auf die Welt wirken. Und zur Welt zähle ich selbstverständlich auch die Schweiz. Oder wähnen wir uns als Binnenland wirklich so einsam, dass wir schon gar nicht mehr zur Welt gehören wollen? Nein, wir Schweizerinnen und Schweizer sind Weltbürgerinnen und -bürger, ganz bestimmt.

Diese Weltzugehörigkeit wollen wir mit der Expo.01 auf überwältigende, umfassende und poetische Art beweisen. Und zwar nicht, indem wir einfach und plump mit einer stupiden Leistungsschau auftrumpfen, die zwar beeindruckt, aber nichts wesentlich Neues zum Lebensgefühl beisteuern kann. Sondern mit einem subtilen Themenpark, der in allen Bereichen mehr Gutes bewirkt, als er negative Spuren hinterlässt: grenzüberschreitend, multikulturell sowie wirtschafts- und kommunikationsfördernd. Und vor allem: Unvergesslich! Dass so ein Grossanlass beträchtlich auf seine Standorte einwirkt, ist sonnenklar. Also müssen wir in allen Belangen alles…


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