Bell Hooks
»Die Übertretung ist eine intellektuelle, politische und kulturelle Praxis«
Die Schwarze Us-Denkerin über Talk Shows, Street Language, Religion, Communities, Sex, Gender und über Schwarze Männer
Ein Gespräch von Lawrence Chua
Lawrence Chua: Sie nahmen kürzlich an einer Konferenz über das schwarze Kino teil, bei der Stanley Crouch die Ansicht vertrat, daß Künstler wie Snoop Doggy Dog beseitigt werden sollten. Wie reagierten Sie darauf?
bell hooks: Natürlich ist es wichtig, an dem Sexismus und der Frauenfeindlichkeit von Rappern wie Snoop Doggy Dog Kritik zu üben. Dabei darf man aber nicht vergessen, daß sie nicht nur komplexer sind, als sie sich selbst darstellen, sondern daß sie auch komplexer sind, als die weiße Gesellschaft sie darstellt. Ich lehne die Vorstellung ab, Snoop Doggy Dog charakterisiere sich so, “wie er wirklich ist”. Er charakterisiert sich eindeutig als eine Person, die in der kulturellen Produktion dieser Gesellschaft aktiv ist. Der entmutigendste Aspekt der Konferenz war für mich das Beharren auf dem liberalen Individualismus, als ob unsere Handlungen von den weitreichenderen Strukturen und den weitreichenderen Kräften der Repräsentation getrennt seien. Selbst Stanley Crouch ging nicht auf meine Argu- mente ein. Er spielte sogar den weitreichenderen kulturellen Kräften des Mainstream in die Hände, die ihn belohnen, wenn er sich negativ über den Rap äußert. Ich nehme es Leuten wie Stanley Crouch nicht ab, wenn sie behaupten, Frauenfeindlichkeit sei für sie ein Grund zur Besorgnis. In seinem Essay über Toni Morrison finden sich jedenfalls unglaubliche Beispiele für ausgeprägten Sexismus und Frauenfeindlichkeit. Ich sehe eine Kontinuität zwischen der Gewalt…