Thomas Wulffen
Die Tödliche Doris – Kunst
Kunstamt Kreuzberg, Berlin, 28.8. – 17.10.1999
Es ist bezeichnend, dass sich eine kommunale Galerie der Stadt Berlin einer künstlerischen Formation widmet, die zwar stilbildend für eine bestimmte Zeit war, aber heute hinter den Kulissen verschwunden ist. Den Galerien kann nicht daran gelegen sein, sich der historischen Aufarbeitung zu verpflichten. Umso mehr aber sollten sich die Kunstvereine einem Thema annehmen, dass sich unter der Textzeile ” That it’s all just a little bit of history repeating” aus einem Lied der Propellerheads zusammenfassen ließe. Wieweit ist die Gegenwart Aufarbeitung von Vergangenheit und wo liegen die Differenzen zwischen beidem?
Die Frage ist im Zusammenhang mit einer Art Retrospektive der Tödlichen Doris von besonderer Bedeutung, kann diese Künstlergruppe doch für sich beanspruchen, eine spezifische Art von Cross-Over in die Kunst eingeführt zu haben, eindrucksvoll belegt durch die Ausstellung. Was heute ungeklärtes Schlagwort für eine bestimmte Art von Kunst ist, wurde damals unter dem Stichwort Cross Culture in die Diskussion gebracht. So veröffentlichte Wolfgang Max Faust 1985 im Kunstforum Band 77/78 eine Dokumentation unter dem Titel “Cross Culture – Eine neue Tendenz der Kunst”, in der er die Tödliche Doris, Endart und das Kaufhaus Discount Kunst aus Berlin als Belege dafür anführte. Wer diesen Beitrag heute noch mal liest, kann dessen prospektiven Charakter nicht übersehen. Beispiel: “Im Bereich der Kunst bildet sich zunehmend ein “glanzvollres Elend” aus, das von den politischen Institutionen zielstrebig benutzt wird. Kunst, als Raum vorgeblicher Autonomie, wird als Legitimation zum “Einsatz” gebracht. Ganze Gemeinwesen definieren gegenwärtig ihren…