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Ausstellungen: Frankfurt a.M. · S. 296 - 297
Ausstellungen: Frankfurt a.M. , 1990

Christian Huther
Die Surrealisten

Schirn-Kunsthalle, 8.12.1989 – 18.2.1990

Der Surrealismus war – zumindest in der frühen Phase – keineswegs nur ein Kunststil, sondern eine Lebenshaltung, ein “Gemütszustand”. Dabei fußte die Bewegung durchaus auf theoretischen Überlegungen, auch wenn ihre Mitglieder ausgeprägte Individualisten waren und deren Leistungen kaum auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen sind. Aber versuchen wir es mit einem der Protagonisten, dem Literaten André Breton. Er charakterisierte die Bewegung im “Ersten Surrealistischen Manifest” von 1924 als “reinen psychischen Automatismus, durch welchen man, sei es mündlich, sei es schriftlich, sei es auf andere Weise, den wirklichen Ablauf des Denkens auszudrücken sucht. Diktat ohne jede Kontrolle durch die Vernunft, jenseits jeder ästhetischen oder moralischen Überlegung.”

Kunst wurde als Äußerung einer irrationalen, aus dem Unterbewußtsein gespeisten Welt verstanden; sie wurde erweitert durch die Kräfte des Traumes, der Phantasie und des Rausches. Der Künstler war nur der kühle Stenograph, seine Rolle rein passiver Natur. Der Surrealismus trat damit ein schweres Erbe an. Schließlich wurden nicht nur die Freudschen Theorien zur Begründung herangezogen. Von der Romantik nämlich übernahm man das Ringen um den unmittelbaren Ausdruck, vom Dadaismus die Vorliebe für Zufall, Verwirrung und Absurdes, von der italienischen “pittura metafisica” das Interesse am Geheimnisvollen, Magischen.

1924 von André Breton in Paris gegründet, kümmerten sich die Surrealisten anfangs um das Problem der Sprache, um den einzig wahren, dichterischen Ausdruck. Die Dichter hatten enge Verbindungen zu den Malern, so daß sich der Surrealismus alsbald zu einer breiten Strömung von Malerei, Dichtung, Philosophie, Psychologie und Politik entwickelte, um das Leben und die Gesellschaft…


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