Bochum
Die Stadt ist anderswo
Revision eines Traums
Situation Kunst (für Max Imdahl) / Museum unter Tage 27.10.2023 – 21.04.2024
von Claudia Posca
Gemordete Städte? Eine unbehauste Moderne? Für Die Stadt ist anderswo – Revision eines Traums hat Kuratorin Eva Wruck ein inspirierendes Bilderalbum aufgeblättert zwischen historischen Silbergelatine-Abzügen der Millionenstadt New York des letzten Jahrhunderts aus dem Sammlungsbestand der Bochumer Situation Kunst, – darunter u.a. Berenice Abbott, Margarete Burke-White, Andreas Feininger, Evelyn Hofer, André Kertèsz –, ergänzt durch Street-Photography von Peter Bialobrzeski über Dietmar Riemann bis Gerd Winner und konfrontiert mit Stadt-Impressionen von der Malerei (Koen van den Broek, August Chabaud, Wolfram Ebersbach, Caroline von Grone) bis zur Installations- und Videokunst (Daniel Burkhardt, FORT, Melanie Manchot, Kenji Quellet). Was eine Ausstellung plausibler Visualität zur Vielgestalt der Narrative städtischen Lebensraums zeichnet. Zu einem Thema, das angeht. Und das bestens funktioniert als Einladung zu seelisch-flanierender Sitzung beim Blick auf Hochhaus, Stadt-Autobahn, Lichtermeer, Menschenmassen, Bars und Banlieus, Straßenfluchten, Snack-Automaten und dem Blick gen Himmel, wo ein Wölkchen ums Eck rationalistischer Funktionsarchitektur guckt. Der Parcours stellt Fragen: Was macht Stadt aus, was macht sie mit Individuum und Masse? Sind Ballungsräume reinste Traumfabriken, ein großes Bling-Bling, ein riesiger Konsumtempel? Lockt eher Stadt denn Land als Versprechen fürs Schöner-Größer-Reicher, ein New-Babylon, darin der Mythos vom Everything-goes, von Selbstverwirklichung und Freiheit genauso pulst wie Anonymisierung und Vereinsamung? Oder stillen Cities ganz im Gegenteil Bedürfnisse nach Heimat, Zugehörigkeit, Kreativität, Kultur, Nachhaltigkeit, Austausch, Diversität, Toleranz und Offenheit? Und wenn dem so ist: Ist das Urbane nicht auch und gerade da spürbar, gewissermaßen…