Die Spaziergänger-Schule
Eine Begehung des Parks Wilhelmshöhe in Kassel
von Lucius Burckhardt und Siegmar Gassert
Drei Dinge: einen Anfang, eine Kette von malerischen Orten, die sich zu einem Rundgang aufreihen und das »Heterodyte«, so bezeichnen wir die ideelle Verbindung zwischen diesen unterschiedlichen Örtlichkeiten. Im Rahmen eines Landschaftsseminars an der Gesamthochschule Kassel wurden im Schloßpark Wilhelmshöhe diese Faktoren erkundet. Paul Armand Cette (Paris) war gekommen, um den Anfang der Landschaft – Om- zu setzen. Die Seminarleitung hatte an zehn Stellen Bilderrahmen aufgestellt, durch welche Parkszenerien ausgegrenzt und kritisierbar gemacht wurden. Bernhard Lassus (Paris) sprach über das Heterodyte, das Verbindende im heterogenen Park. 2. Landschaft, oder was wir so nennen, wird durch eine Integrationsleistung unseres Kopfes erzeugt; zunächst erfahren wir sie als ein Hintereinander von Einzelheiten im Spaziergang, der, gleich wie der christliche Stationenweg, im Nachhinein ein erlösendes Gesamtheitserlebnis vermittelt.
Mit den Mitteln der Bilderrahmen waren die Zielorte des Spaziergangs für alle Teilnehmer festgelegt und damit diskutierbar gemacht worden. Und dennoch nicht zu vergessen, daß jeder seine eigene Landschaft mit sich trägt, hatte Paul Armand Gette für jeden ein Anstecknadel “om” bereitgehalten. So marschierte auch der Anfang der Landschaft mit.
3. Vor dem Haus des Sokrates, einem Gartenbau des 18. Jahrhunderts, erklärte Bernhard Lassus das Heterodyte. Darunter versteht er jenes Gemeinsame, das einen Park wie Wilhelmshöhe selbst dann verbindet, wenn er kunstgeschichtlich als ein Konglomerat aus verschiedenen Zeiten erscheint. Ebenso ist freie Landschaft »heterodyt« insofern, als er Spaziergänger die unterschiedlichen Anlaufstellen seines Spaziergangs zu einem Landschaftserlebnis, »das Riesengebirge«, integriert. Gärten, Landschaften sind reich, insofern sie heterodyt…