Manuela Ammer
Die Sockelperspektive
Im Frühjahr 2011 war in der Secession in Wien eine monumentale Druck- und Kopiermaschine aufgestellt, die einer kleinen tischähnlichen Skulptur als Sockel diente. Die Maschine produzierte eine Broschüre mit dem Titel Book of Plinths/Buch der Sockel, die BesucherInnen an sich nehmen konnten. Neben einem Text fanden sich in dem Heft Abbildungen von Sockelskulpturen, die zum Teil auch in der Ausstellung zu sehen waren. Diese Skulpturen wiederum waren in Anlehnung an Bildvorlagen von Arbeiten von KünstlerInnen wie Constantin Brâncuşi oder Robert Rauschenberg angefertigt worden, in denen der Sockel eine wesentliche Rolle spielt. Während die historischen Vorbilder implizit blieben, waren ihre Kopien gleich doppelt präsent – als Objekte und druckgrafische Reproduktionen –, wobei die „Sockelkopien“ wiederum als Originale der Fotokopien gelten konnten. Die Xerox-Maschine trug das Ihre zu diesem Vexierspiel bei: Obgleich sowohl Trägerin als auch Produzentin eines Werkes, war sie selbst nur Display und als solches austauschbar. Dessen ungeachtet trat sie mit einer Massivität auf, die die eigentlichen Werke in den Hintergrund treten ließ. Wie aber lässt sich eine Sockelfigur fassen, in der (Re-)Präsentations- und (Re-)Produktionslogiken derart ineinander verquickt sind?
Diese Zusammenstellung des österreichischen Künstlers Christoph Meier wirft die Frage auf, ob ein Sockel, der Werke nicht nur präsentiert, sondern buchstäblich hervorbringt, eigentlich noch ein Sockel sein kann. Was hat das Verhältnis von Sockel und Werk überhaupt mit der Relation von Original und Kopie zu tun? Und warum beschäftigen diese Themen gerade eine Generation von KünstlerInnen, deren Bild- und Materialverständnis wesentlich durch digitale Verfahren geprägt ist?
Verfügt der Rahmen über…