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Titel: Das Theater der Embleme · S. 134 - 141
Titel: Das Theater der Embleme , 1989

Urs Lüthi:
Die Sehnsucht nach der Möglichkeit von Sinn

Ein GESPRÄCH VON HEINZ SCHÜTZ

Malerei

HS: Klassische Moderne trägt die Tendenz in sich, den Unterschied zwischen Wort und Bild zu verabsolutieren. Im Gegensatz dazu werden bereits in Ihren frühen Arbeiten Worte zum Bestandteil der Bilder. Welche Funktion nimmt das Wort dabei ein, wie unterscheidet es sich vom Titel?

UL: Unter eine meiner ersten Fotoarbeiten – ein Selbstporträt mit Tränen – schrieb ich, um eine plakative Wirkung zu erzielen und um die Erinnerung an ein Poster zu wecken: “Lüthi weint auch für Sie”. Hätte ich etwa hier oder auch in “I’ll be your mirror” auf die Schrift verzichtet, wäre die Bildidee nicht transportiert worden. In anderen Arbeiten, wie “La mort” und “La vie”, wählte ich die Begriffe nicht illustrativ, sondern absichtlich konträr, obwohl sie sich auf dasselbe Motiv, eine Meeresansicht, beziehen. Die Worte bringen hier eine Dimension ins Spiel, die das Bild allein nicht erreichen kann. Stünde derselbe Text nur auf dem Titelschild oder im Katalog, würde er nicht mit dem Optischen verschmelzen. Die Vielschichtigkeit käme allenfalls in der Lektüre, aber nicht in der direkten Wahrnehmung zustande, wo nun die eigentliche Irritation aufscheint.

HS: In einer neueren Arbeit “Der Stolz der Väter” setzen Sie Begriffe wie “Disziplin”, “Erfolg” und “Strategie” ins Zentrum konstruktivistisch anmutender Bilder – Begriffe, die inzwischen auch in der Kunstdiskussion zu geläufigen Vokabeln wurden. Handelt es sich hier um eine kritische Replik oder um einen affirmativen Appell?

UL:Weder das eine noch das andere. Eine “Die Liebe der Mütter” betitelte Serie befasste sich mit der…


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