Die Schwierigkeiten mancher Väter
von Hans-Jürgen Müller
Wann immer junge Kunst aus den tristen Atelierhinterhöfen in das grelle Licht der etablierten Kunstszene rückte, begannen die Zeigefinger jener warnend ihr Zeichenspiel, die sich seit jeher als Hüter und Richter von Qualität verstehen: die der Kunstkritiker.
Dabei scheinen sie vielfach in der Rolle besorgter Väter, die durch die Eigenwilligkeiten der Söhne sofort den guten Ruf der Familie gefährdet sehen und die beim Anblick des teuren Sportwagens sofort unlautere Geschäfte vermuten.
Zugegeben: Noch nie hat sich junge Kunst so schnell durchgesetzt und ist international handelsfähig geworden, wie die neue gegenständliche Malerei “made in Germany”. Ihre schnelle Popularisierung verdankt sie nicht zuletzt den großen, aufwendigen Veröffentlichungen in den auflagenstärksten deutschen Zeitschriften, aber auch dem engagierten Eintreten bedeutender Kunstinstitute. Viel zu früh, wie einige verantwortungsbewußte Galeristen warnten.
Die Kritiker brauchten ihre Story, die Museen nutzten ihre Chance, jeder wollte der erste sein.
So gesehen mutet es geradezu grotesk an, wenn Kunstkritiker Heiner Stachelhaus in den “Mitteilungen der Privatinitiative Kunst” vom 13. Juli 1983 folgendes schreibt: “Daß die ‘jungen Wilden’ sich so ausdrücken, wie sie sich ausdrücken, ist allein ihre Sache und könnte für die Beobachter vielleicht als Phänomen interessant sein. Prinzipiell ist auch hier höchste Toleranz angebracht. Das ist das eine, das Künstlerische, das offen sein muß für die große Diskussion. Das andere ist für mich das Gefährliche und Unmögliche – das sind die Kartellbildung der Vermittler, die Pressionen, die sie ausüben, die Macht, die sie anstreben und in manchen Fällen schon besitzen. Auf der jüngsten Baseler Kunstmesse war der Einfluß…