Die Scheinwerferin
“Realität interessiert mich nicht” (Leni Riefenstahl, 1997)
Über Leni Riefenstahls Karriere im faschistischen Deutschland ist viel publiziert worden. Warum also sich mit der Lektüre eines weiteren Buches in das Reich der lebenden Toten begeben, mag sich mancher fragen. Die Rezeption von Riefenstahls Biografie und ihrer “Kunst” hat aber in den letzten Jahren eine entscheidende Wendung genommen, die eine kritische Aufarbeitung von Werk und Rezeption notwendig macht. Von Alice Schwarzer wurde Riefenstahl 1999 in Emma rückwirkend für die Emanzipationsbewegung der Frauen rekrutiert und ihre propagandistische Arbeit für das NS-Regime banalisiert und verfälscht: “70 Jahre Arbeit, davon drei Monate im Dienste Hitlers – und sie gilt lebenslang als Nazi-Künstlerin.” (Alice Schwarzer, “Propagandistin oder Künstlerin”. In: Emma, Jan/Feb 1999, S. 32-47.) Bereits vorher wurden die 1987 beim Münchener Knaus-Verlag erschienenen Memoiren von Riefenstahl trotz zahlreicher Verrisse zu einem ökonomischen Erfolg.##### Mittlerweile ist der Band vom Taschen-Verlag nebst großem Bildband neu aufgelegt worden und verkauft sich prächtig. Zahlreiche Würdigungen des Werkes im In- und Ausland kommen hinzu, und die Berliner Fotogalerie Camera Works schreckte nicht davor zurück, im Jahr 2000 eine vielbeachtete Verkaufsausstellung mit Fotos zu organisieren. Pikanterweise stammten die dort angebotenen Fotos von der Olympiade 1936, die original signiert zu Preisen von 2.000 bis 7.000 DM angeboten wurden, zum großen Teil nicht von ihr, sondern von den damals in ihrem Dienst stehenden zahlreichen Fotografen und Kameramännern. Anders als bei Arno Brekers Versuch, sich in den 80er Jahren in Berlin wieder als Künstler feiern zu lassen, zog diese Ausstellung keine Proteste nach sich. Die…