Die politische Ökonomie der Galerie
Rainer Metzger sprach mit Hubert Winter aus Anlass des 25jährigen Bestehens seiner Galerie
Ein Vierteljahrhundert Arbeit an der Avantgarde: Im Frühjahr 1971 bekam Hubert Winter, Jahrgang 1943, gelernter “Buch-, Kunst- und Musikalienhändler”, die Lizenz zum Handeln. Zuerst von der Wiener Seilergasse, ab 1982 dann von einem tonnengewölbten Ladenlokal samt Renaissance-Arkadenhof in der Sonnenfelsgasse aus, hat Winter vieles für den örtlichen Kunstbetrieb getan. Er hat Namen wie Brigitte Kowanz oder Birgit Jürgenssen etabliert und als Kurator Ausstellungen internationalen Formats, 1986 etwa “Wienfluß”, inszeniert. Er ist eine Institution mit kritischem Blick für den Zustand in einem Land, das wie kein anderes in Europa in den Kunstbetrieb interveniert und dadurch involviert ist. Ein Gespräch mit Hubert Winter über Ökonomie und Österreich.
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R. M.: Sie haben alle möglichen Höhen und Tiefen der Ökonomie in 25 Jahren erlebt. Momentan herrscht die Baisse. Macht Galeriearbeit überhaupt noch Sinn?
H. W.: Wenn sie für mich keinen Sinn mehr machen würde, gäbe es mich nicht mehr. Dieses absurde Jubiläum ermutigt mich auch eher. Im übrigen erleben wir diese Krisenzeiten wahrlich nicht zum ersten Mal; ich denke an die Ölkrise 1973/74, und auch ganz am Anfang der Achtziger war schlechte Stimmung.
Da ging es aber dann schnell bergauf?
Sicher, wobei ich das für mich aber kaum feststellen konnte. Ich habe damals die völlig falsche Entscheidung getroffen, in Düsseldorf eine Galerie für österreichische Kunst zu eröffnen. Dieses Abenteuer, von 1983 bis 85, hat mich sehr viel Zeit und Geld gekostet. Es war ein dummer Ehrgeiz, mich zum Promotor österreichischer Kunst…