Ilya Kabakov
Die Philosophie des Mülls
EIN GESPRÄCH VON CHRISTINE BREYHAN ANLÄSSLICH VERSCHIEDENER EHRUNGEN UND AUSSTELLUNGEN
Das Interview mit Ilya Kabakov fand am 20. Oktober 1998 in der Kunsthalle Bremen statt.
Kabakov kam im Oktober in den norddeutschen Raum, um drei Ehrungen entgegenzunehmen: Am 17.10.98 wurde ihm der Goslaer Kaiserring verliehen. Am 19.10. wurde sein Auswandererdenkmal The Last Step in Bremerhaven eingeweiht. Der begehbare Kubus aus roten Klinkern von 7 Metern Länge, jeweils 6 Metern Höhe und Breite, wurde an der Stelle errichtet, an der ein riesiger Gasthof stand, die letzte Unterkunft der Auswanderer und Flüchtlinge. Von dort gingen sie die letzten Schritte (300 Meter) auf europäischem Boden, ehe sie an Bord des Schiffes traten, das sie nach Amerika bringen würde.
Am 20.10. fand in der Kunsthalle Bremen eine Festveranstaltung statt, bei der Kabakov einen Vortrag Über die totale Installation hielt. Anlaß war die öffentliche Übergabe der Schenkung der Installation Der metaphysische Mensch durch die Karin und Uwe Hollweg-Stiftung zum 75jährigen Bestehen des Kunstvereins.
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Christine Breyhan: Abschied von seiner Heimat nehmen bedeutet, man läßt nicht nur Freunde, auch seine Muttersprache und zahlreiche Habseligkeiten zurück. Trifft man im neuen Land zufällig aufeinander, sind die Freunde – man selbst – inzwischen Ausländer, die Sprache und liebgewordene Gewohnheiten exotisch, zurückgelassene Gegenstände wertlos geworden. Ilya Kabakov, was hat sich verändert, seitdem Sie mit dem Blick von außen auf den “homo sovieticus” blicken?
Ilya Kabakov: Seit meiner Kindheit fühle ich mich als normaler sowjetischer Mensch: Ich habe Angst, ich fühle mich klein, in die Ecke gedrängt, bin wie eine Fliege, die…
