Johannes Meinhardt
Die Ordnung der Dinge
»auf zu. Der Schrank in den Wissenschaften«
Fotografien von Simone Demandt und Candida Höfer
Museum der Universität Tübingen, „Hausmeisterhaus“, 24.10.2007 – 15.02.2008
Die Leiterin des Museums der Universität Tübingen, Anke te Heesen, zeigt in der ersten Ausstellung dieses neugeschaffenen Museums unterschiedlichste ausgediente Schränke, Vitrinen und Kästen, und vor allem Fotografien von Simone Demandt und Candida Höfer, in denen die Fotografinnen vor Ort, an den abgelegensten Stellen der Universität, Schränke fotografiert haben. Des begrenzten Platzes wegen kann nur eine Auswahl aus den hergestellten Fotos gezeigt werden: 12 Fotos von Simone Demandt, alle in dem völlig neutralen, quadratischen und mittelgroßen Format von 75 x 75 cm, und 4 Fotos von Candida Höfer in unterschiedlichen, wesentlich größeren Formaten.
Was aber könnte eine präzisere dingliche Metapher für die Funktion der Wissenschaft sein, als ein Schrank – oder genauer: als völlig unterschiedliche Schränke, abhängig von den jeweiligen Einzelwissenschaften mit ihren natur- oder kulturwissenschaftlichen Sammlungen? Die Wissenschaft, wie sie in der Universität institutionalisiert wurde, ist der gesellschaftliche Ort der Herstellung von Wissen, also zuerst, auf einer ersten Ebene, der Ordnung, Systematisierung, Klassifizierung der Welt; der Ort, an dem die Welt den Diskursen des Wissens unterworfen wird und so aufgeteilt, geordnet und systematisiert wird. Und die so erstellte Ordnung der Welt beziehungsweise der Dinge erfordert das Sammeln, Aufbewahren, Sichern und Präsentieren der systematisierten und klassifizierten Dinge; sie erfordert Schränke. Das können Schränke sein, in denen die Funktion des sicheren Aufbewahrens vorherrschen kann: Tresore; Schränke, in denen die Funktion der naturwissenschaftlichen Klassifikation oder der Systematik…