Christian Huther
Die ökologische Herausforderung
»Architektur und Stadtplanung«
Architekturmuseum, 14.12.1996 – 2.3.1997
Fast die Hälfte der bundesrepublikanischen Energie wird in den Privathaushalten für Heizung, Warmwasser und Strom verbraucht. Diese alarmierende Zahl hat sicher schon jeder gehört, die meisten leben aber weiter wie bisher. Doch angesichts der wohl in naher Zukunft zur Neige gehenden Ressourcen gilt es, unseren Energiebedarf drastisch einzuschränken. Wieweit die Architektur dazu einen Beitrag leisten kann, zeigt das Frankfurter Architekturmuseum in der Ausstellung “Die ökologische Herausforderung: Architektur und Stadtplanung”, die unter der Schirmherrschaft von Bundesbauminister Klaus Töpfer steht.
Den Auftakt der Schau bilden Spruchbänder wie “Ökologisch bauen heißt nicht bauen” (Frei Otto) oder “Jeder Eingriff bedingt eine Zerstörung. Zerstöre mit Verstand” (Luigi Snozzi). Doch nach derlei hintersinnigen Mahnungen, die in Karl R. Poppers Aufmunterung “Optimismus ist Pflicht” gipfeln, bietet die Schau etwa 60 aktuelle Beispiele aus der Architektur und Stadtplanung. Indes kann man alle Bauten gar nicht richtig aufnehmen angesichts der Fülle von “Flachware”, wie man so treffend die Schautafeln, Fotos, Zeichnungen und Pläne bezeichnet. An Modellen hapert es etwas – mißlich vor allem im Hinblick auf das im Ausstellungstitel an zweiter Stelle stehende Thema Stadtplanung, das hier zu kurz kommt. Eines aber wird klar: Ästhetik und Ökologie schließen sich schon lange nicht mehr zwangsläufig aus. Aber um Ästhetik geht es hier auch gar nicht.
Ein Vorzeigeobjekt ist der runde RWE-Verwaltungsbau in Essen mit doppelschaliger, gläserner Lüftungsfassade, die für optimale Raumtemperatur, natürliche Frischluft und Licht sorgt, ohne daß Klimaanlage oder Beleuchtung laufen. Allerdings gibt der Stromkonzern nicht an, wieviel Energie sein Turmbau…