Helga Meister
Die neuen Farbglasfenster in der Kathedrale von Reims
Deutsch-französisches Freundschaftssymbol
Die Kathedrale Notre-Dame von Reims, ein Koloss auf 150 Metern Länge, der mit seinen Rippen und Pfeilern gen Himmel stürmt, ist 800 Jahre alt geworden. Dieser gotische Dom wird in Frankreich als ein Nationalheiligtum verehrt, wurden doch hier 25 Könige gesalbt und gekrönt. Dennoch nahm am 19. September 1914 die deutsche Artillerie das Dach des Gebäudes unter Beschuss und bombardierte in den folgenden Monaten des Ersten Weltkriegs die nationale Reliquie mit Granaten. Am 7.5.1945 fand ein paar Schritte davon entfernt die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht statt, noch bevor die Kapitulationsurkunde in Berlin von allen vier Siegermächten unterschrieben wurde.
Vor Betreten des Gotteshauses kommt der Besucher an einer Platte im Boden vorbei. Die Inschrift verweist auf das denkwürdige Treffen von Bundeskanzler Adenauer und Staatspräsident de Gaulle in dieser Kirche. „An den Erzbischof Marty“, heißt es da. Und weiter: „Excellenz, Kanzler Adenauer und ich sind in Ihre Kathedrale gegangen, um die Versöhnung von Frankreich und Deutschland zu besiegeln. 8.7.1962, Sonntag, 11.02 Uhr“.
Nun erhielt als Beweis, dass aus der Versöhnung Freundschaft geworden ist, ein Deutscher den Staatsauftrag der französischen Kulturbehörden. Imi Knoebel ersetzte die Notverglasung in den sechs Fenstern zweier Kapellen im Chorumgang des Sakralbaus. Am 25. Juni 2011 wurden sie enthüllt.
Helga Meister sprach mit Imi Knoebel in seinem Düsseldorfer Atelier und erzählte ihm dabei von der Wirkung der Fenster.
Betritt der Besucher mittags um zwei Uhr diese kolossale Bischofskirche, springen ihm Knoebels Chorfenster entgegen. Sie sind Sinnbild des Lichts und der Farbe. Sie…