Es heißt oft, die zeitgenössische Kunst sei ironisch. Eher sollte man sagen, sie sei humoristisch. Søren Kierkegaard formulierte seinerzeit den Unterschied zwischen Ironie und Humor in seiner Polemik gegen die Romantik allgemein und das Prinzip der romantischen Ironie im besonderen. Das Subjekt der Ironie gehe ständig von einer Erscheinung zur anderen, von einer kulturellen Form zur anderen. Alles, worauf es stoße, erscheine ihm begrenzt, relativ und unfähig, seine Aufmerksamkeit gänzlich zu fesseln. Ironie sei eben das distanzierte, spielerische Verhältnis der potentiell unendlichen romantischen Phantasie zu allem Begrenzten und Partiellen.
Der Humor entsteht nach Kierkegaard dagegen dann, wenn sich das Subjekt seiner eigenen Endlichkeit und Begrenztheit sowie seines partiellen Charakters bewußt wird. Ironie ist Spott des Menschen über die Welt. Humor ist Spott der Welt über den Menschen. Der Mensch unserer Zeit spürt seine Endlichkeit in der Welt sehr schmerzlich. Er hat keinen unabhängigen Stützpunkt, von dem aus er der Welt ironisch begegnen könnte. Die gesamte zeitgenössische Philosophie spricht dem Menschen die Möglichkeit ab, über die Grenzen der Welt hinauszutreten. Die tägliche Erfahrung bestätigt dies: Der Mensch heute versinkt in der Informationsmasse und ist durch seine soziale Rolle begrenzt. Deshalb verlacht die zeitgenössische Kunst nicht die Welt, sondern den Menschen und seinen Anspruch, die Welt zu verstehen, zu beschreiben und zu beherrschen. Vor allem aber verlacht sie sich selbst und ihren eigenen Anspruch, wobei dieses Lachen – im Unterschied zur romantischen Selbstironie – den Menschen oder die Kunst keineswegs über sich selbst erhebt. Der Humor verwandelt die Niederlage nicht in einen Sieg,…