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Ausstellungen: Delmenhorst · von Rainer Unruh · S. 287 - 288
Ausstellungen: Delmenhorst , 2010

Rainer Unruh
Die Nacht

»Nachtdarstellungen in der zeitgenössischen Malerei«
Städtische Galerie Delmenhorst, 15.1. – 5.4.2010

Ganz gleich, wie entzaubert die Welt auch sein mag, spätestens wenn man nach Einbruch der Dämmerung allein durch einen Park geht, steigen sie aus den Tiefen des Unbewussten auf: die Ängste und Schrecken, Schauergeschichten und Horrorbilder. Von dieser Tradition zehren auch noch die zehn Gegenwartskünstler und -künstlerinnen, die in der Städtischen Galerie Delmenhorst insgesamt 35 Werke zum Thema „Die Nacht“ präsentieren, von denen rund die Hälfte eigens für diese Ausstellung geschaffen wurde.

Wo einst Kerzenschein oder Kaminfeuer Trost und Geborgenheit spendeten, etwa in der niederländischen Genremalerei, ist das Unheimliche heute längst in das Innere der Häuser eingedrungen. In den Interieurs von Karin Kneffel ist die Grenze von Innen und Außen aufgehoben, scheint der Wald mitten in das beleuchtete Wohnzimmer hineinzuwachsen. Fahl und trübe glimmen die Leuchtstoffröhren in Armin Boehms Serie „Phosophorum“ (2008), zu schwach, um die kahlen Räume auszuleuchten, die in mattem Grau und stumpfen Schwarz wie Verliese anmuten. Die Auskunft, dass es sich tatsächlich um Küchen handelt, beruhigt nicht wirklich. Zu tief sind die Bilder von Grausamkeiten, die im Schutz der Dunkelheit verübt wurden, im kollektiven Gedächtnis verankert. Zu geschickt verwischt der Mittdreißiger die Konturen und Farben, bis sich ein Grauschleier über den Raum senkt, unter dem alles Schreckliche möglich und denkbar wird. In den Arbeiten von Michael Kunze, dem Metaphysiker unter den Gegenwartsmalern, bricht sich das Grauen expressiver Bahn, prächtig und barock inszeniert, etwa in dem Ölgemälde „Pasolini/Medea“ von 2009.

Eine ganz andere Weise, mit dem Zwielicht…



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