Christian Kravagna
Die Musik lauter stellen
Ein Gespräch von Christian Kravagna
Adrian Schiess, geb. 1959 in Zürich, nimmt vor allem mit der seit 1988 entstehenden Werkgruppe der “Flachen Arbeiten” eine malerische Position ein, die Abstraktion und Monochromie sowohl außerhalb ihrer metaphysischen Diskurse wie auch jenseits des Purismus konkreter Kunst versteht. Die mit Autolack bestrichenen, später gespritzten Verbundplatten in normierten Industrieformaten, die auf der Biennale Venedig 1990, der documenta 9 sowie in Einzelausstellungen des Aargauer Kunsthauses, Aarau 1990, der Villa Arson, Nizza 1991 oder der Kunsthalle Zürich 1994 zu sehen waren, positionieren sich innerhalb der aktuellen Diskussion um die Malerei als eine Art anarchischer Industriemonochromie. Diese Platten, von Schiess im folgenden Gespräch auch als Fragezeichen bezeichnet, oszillieren zwischen ästhetischer Selbstverständlichkeit und Subversion der Idee ästhetischer Wertkriterien als solcher.
Der künstlerische Paradigmenwechsel von der modernistischen Monochromie zur “Flachen Arbeit” ist jener vom Nichts, das meistens ziemlich viel ist, zum Nix, das schon weit weniger, aber immer noch nicht nichts ist. An der Aufzeichnung des Wiener Kaffeehaus-Gesprächs wurde daher auch nicht viel herumgefeilt. Zu hoffen, daß es in seiner Lapidarität der Arbeit entspräche, ist eigentlich schon wieder zu viel. Gar nicht zu reden von dem unpassenden Konjunktiv.
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C. K.: Du bezeichnest deine Papierarbeiten als Fragmente von Malerei. Heißt das, daß sie aus größeren Stücken herausgerissen sind?
A. S.: Ja auch, mich interessiert aber immer wieder die Frage: Geht das denn überhaupt noch, heute zu malen? Wenn ja, wie müßte man das machen? Wie müßte so etwas aussehen? Deshalb versuche ich, von immer anderen Richtungen her dahin zu kommen…