Dan Graham
»Die Musik hat die Avantgardefunktion der Kunst übernommen«
Über den Umstrittenen und Umworbenen Konzeptkünstler und Rockdenker
Von Justin Hoffmann
Nach einer langen Phase des Ignorierens hat das Werk des amerikanischen Künstlers Dan Graham einen Bekanntheitsgrad erreicht, der ihn als einer der Stars des Kunstbetriebs erscheinen läßt. Ein Grund, warum gerade seine Person heute zum Austragungsort heftiger Richtungskämpfe geworden ist, liegt zunächst in der Vielfältigkeit der Positionen und Arbeitsbereiche des Künstlers, der schon als Musikjournalist, Fotograf, Kunsttheoretiker, Kulturkritiker und Galerist tätig war. Gekämpft wird dabei nicht gegen, sondern um ihn, als wäre er eine Trumpfkarte im Wechselspiel der Meinungen. Verschiedene Konzeptionen von der Produktion Dan Grahams werden entwickelt, Konzeptionen, die in ihrer Anlage über die Kunst hinaus auf soziale, ökonomische und politische Diskurse verweisen. Hat ein Künstler einmal genügend Reputation erlangt, so kann ein geschickter Autor diese Reputation auch auf sich und seine Zwecke ausstrahlen lassen. Die besondere Stellung Dan Grahams beginnt sich mittlerweile auch auf seine Assistenten auszuwirken. Tony Oursler und Regina Möller wird schon allein wegen ihrer Arbeit für und mit Graham eine größere Aufmerksamkeit im Kunstbetrieb geschenkt.
Für die erhöhte Popularität sorgte in erster Linie die Ausstellung “Dan Graham. Kunst und Architektur/Architektur und Kunst”, eine Gemeinschaftsproduktion dreier europäischer Institutionen, dem Le Nouveau Museé in Villeurbanne, dem Van Abbe Museum in Eindhoven und dem Münchner Museum Villa Stuck (hier vom 24. Februar bis 24. April 1994 gezeigt). Schon ein Jahr zuvor hatte Brian Wallis die Aufsatzsammlung “Rock my religion: writings and art projects 1965-1990. Dan Graham” herausgegeben. Ein Band, der…