Franz Thalmair
Die Moderne als Ruine
»Eine Archäologie der Gegenwart«
Generali Foundation, Wien, 19.06.2009 – 20.09.2009
Treibholz, Pappe, Plastik, teils einfach zusammengeworfen, teils streng angeordnet: Mit scheinbar willkürlichem Strandgut und Überresten der Zivilisation – Müll – bricoliert Rob Voerman organisch anmutende Hybridarchitekturen, die zwischen Multi- und Disfunktionalität oszillieren und sich jeglicher Eindeutigkeit entziehen, sich so zusagen tarnen. „Tarnung #3“ (2009) ist auch der Titel jener anspielungsreichen Behausung, die der niederländische Künstler als Auftragswerk für die Ausstellung „Die Moderne als Ruine“ in der Wiener Generali Foundation angefertigt hat.
Mit einem überdimensionalen ovalen Bullauge aus dunkel gefärbtem Plexiglas, das die Architektur des Ausstellungshauses schemenhaft widerspiegelt und mit Elementen aus grauem Sichtbeton, der die Strenge des Baus zu verdoppeln versucht, nimmt das Kunstwerk seinen Platz im Zentrum der großen Ausstellungshalle ein. Rob Voermans improvisierte Slumhütte, sein Modell für mögliche Wohnformen in (un-)wirklichen Landschaften, die düstere Kathedrale – oder welchen Namen man dem poetischen Objekt auch immer geben möchte – steht programmatisch für das Scheitern von Architektur- und Designkonzepten, die in der Moderne für eine menschlichere und vor allem zukunftsorientierte Gesellschaft entworfen wurden. Sabine Folie, die Kuratorin der Ausstellung, mit der diese Konzepte nun als „Archäologie der Gegenwart“ auf ihre Aktualität und schließlich auf ihr Versagen hin überprüft werden, schreibt in einem begleitenden Text zur Schau: „Wenn Verwüstung, Verwahrlosung, Verslumung als trostlose und unbarmherzige letzte Zeugen einer ausbeuterischen, verrohten Gesellschaft der Konkurrenz, des Profits und des Fanatismus die Utopie einer humanen, aufgeklärten Gesellschaft zum Kollabieren gebracht haben, ist Demut gefordert, um mit den verbliebenen Mitteln nach der…