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Essay · S. 46 - 49
Essay , 1985

Klaus Ottmann
Die Malerei im Zeitalter der Angst

Die Kunst der Achtziger Jahre – Eine Beschreibung

für Jacob Taubes

1.

Sichtbar zu machen, daß es etwas gibt, das man denken, nicht aber sehen oder sichtbar machen kann: das ist der Einsatz der modernen Malerei. Aber wie kann man sichtbar machen, daß es etwas gibt, das unsichtbar ist? Kant selbst zeigt an, welchem Weg hier zu folgen ist, indem er das Formlose, die Abwesenheit von Form als möglichen Index des Nicht-Darstellbaren bezeichnet.
Lyotard

Ich bin ein Wesen ohne Sprache. Ich kann nichts sagen, ich habe keine Wörter. Meine Malerei ist Schweigen geworden. Malen bedeutet für mich eine Annäherung an das Nichts, die Leere.
Bram vam Velde

Eine Bar in New York während des 2. Weltkriegs.
Ein Radio verbreitet Kriegsmeldungen und Werbedurchsagen. Von draußen dringen die Geräusche der Hochbahn herein. Innen sitzen schweigend und allein drei Männer und eine Frau vor ihren Erinnerungen, Träumen und Ängsten. Eine Szene aus einem Bild Edward Hoppers. Erstarrte Gesten der Einsamkeit in einem Vakuum der Angst.
So beginnt W. H. Audens Age of Anxiety, geschrieben in New York 1946.

,,Lüge und Lethargie beherrschen die Welt in Zeiten des Friedens. Was Leid lehrte, ist schnell vergessen; wir feiern, was hätte geschehen sollen, als sei es geschehen… Unsere tätige Welt ist jugendlich; doch wir schaudern: denn quer durch unser Denken erhebt sich die Drohung … mehr Tod, schlimmere Kriege”.
W.H. Auden

Angst als Schlüsselbegriff des modernen Bewußtseins: Die Grundbefindlichkeit der Angst als einer ausgezeichneten Erschlossenheit des Daseins (Heidegger in Sein und Zeit 1926). Der Rückzug…


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