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Gespräche mit Künstlern · von Heinz-Norbert Jocks · S. 250 - 267
Gespräche mit Künstlern , 1996

Julian Schnabel:
»Die Malerei erlaubt es mir, zu leben, ohne ein Verbrechen zu begehen«

Ein Gespräch von Heinz-Norbert Jocks

Julian Schnabel, von Hilton Kramer einmal als “der kontroverseste Künstler seiner Generation” etickettiert, ist so etwas wie ein Shooting Star der amerikanischen Szene, dessen Aufstand gegen Minimal-art und Konzeptkunst gefeiert wurde. In seinen ersten großen Bildern, die ihm über Nacht seinen Ruhm einbrachten, klebte er Massen zerbrochener Teller so ein, daß das Ornament, das sich dabei ergab, an die polyfokalen Gerinnsel auf den großformatigen Gemälden eines Jackson Pollock erinnert. Alles nur Erdenkliche, was sich herbeischaffen läßt, holt er in seine Bilder, bezieht sich dabei auf die Ikonographie seiner Kollegen, von Beuys über Polke bis Rauschenberg. Darüber hinaus liebäugelt er in der Pose des ungebundenen Malers mit Symbolen aus Religion, Literatur und Kunstgeschichte, spielt nebenbei auf Rimbaud, die Bibel, Tennesse Williams, Caravaggio, Kinderbücher, Malcolm Lowry an und gönnt sich zudem eine rabiate Verquickung von Hirschgeweihen, Schutt und Pelzen. Mit ihm sprach Heinz-Norbert Jocks.

*

H.-N. J.: Wie sieht dein biographischer Hintergrund aus?

J. Sch.: Ich habe alles mögliche gemalt, schon als Kleinkind im Alter von drei Jahren. Das war das einzige, wozu ich zu gebrauchen war.

Kannst du mir etwas zu deinen jetzigen Themen sagen und erzählen, was dich heute dazu treibt zu malen?

Malen ist so wichtig wie das Atmen. Es bedeutet mir soviel, daß du mich genauso gut fragen könntest, warum ich atme. Ich finde in der Malerei die totale Freiheit. Niemand muß unbedingt verstehen, was du aus innerer Notwendigkeit heraus schreibst, und niemand muß mit…


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von Heinz-Norbert Jocks

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