Claudia Posca
Die Maler und ihre Skulpturen
VON DEGAS BIS RICHTER
Museum Folkwang, Essen, 12.10.1997 – 4.1.1998
Was ist Plastik? Was ist Malerei? Immer klammert man sich an altmodische Ideen, an überlebte Definitionen, als ob es nicht gerade die Aufgabe des Künstlers wäre, neue zu finden”, äußerte sich Pablo Picasso 1943 zur Historie einer Kunst, die heute die Zwangsjacke hierarchisch gestufter Künste mit ihren rigoros getrennten Darstellungstechniken nebst strikter Gattungsgrenzen endgültig abgestreift hat.
Pablo Picassos jetzt im Essener Folkwang Museum gezeigte Bronzebüsten einer “Tête de Femme” (1905) und einer “Femme se coiffant” (1906/1968) im Vergleich mit dem ebenfalls zu sehenden Ölgemälde “Bouteille, guitare et pipe” (1912/13) lassen unmittelbar, trotz unterschiedlichster Motivik und Darstellungsart, das Anliegen einer Ausstellung deutlich werden, die Gerhard Finckh unter dem Titel “Die Maler und ihre Skulpturen – Von Degas bis Gerhard Richter” mit dem Ziel des strukturellen Vergleichs von Bild und Plastik konzipiert hat.
Anknüpfend an wichtige Vorgängerausstellungen wie die “Skulptur des Expressionismus” in Köln 1984, “Transform – Bildobjektskulptur im 20. Jahrhundert” in Basel 1992 und “Plastik des Informel” in Duisburg 1995 ist Gerhard Finckh überzeugt davon, daß der Vergleich des malerischen mit dem skulpturalen Medium und umgekehrt “einen Einblick in das ‘Wesen’ des Künstlers, sein bildnerisches Denken und Handeln” gewährt. Folgerichtig lautet seine zentrale Frage: “Ist ein Maler in seinen Skulpturen (wieder-)zuerkennen – und warum?”
Im Falle Picassos ist das eindeutig zu beantworten. Denn offensichtlich ist, daß es dem Maler-Bildhauer darum ging, den Gegenstand in beiden Medien ohne abgeschattete, üblicherweise nur sukzessive ersichtliche Seiten am Gegenstand darzustellen. In “Bouteille, guitare…