Jutta Schenk-Sorge
Die Macht des Alters
»Strategien der Meisterschaft«
Kronprinzenpalais Berlin, 4.9. – 1.11.1998
Kunstmuseum Bonn, 28.1. – 14.3.1999
Galerie der Stadt Stuttgart, 2.7. – 29.8.1999
Als Dürer seine Mutter zeichnete, eine hinfällige Greisin, war diese tatsächlich erst 63 Jahre alt. Heute spielen Achzigjährige noch Tennis. Das Alter hat sich grundlegend geändert und verändert unsere Gesellschaft. Im Jahr 2030 wird bereits jeder dritte Deutsche über sechzig sein. Historisch völlig neu ist dabei der Zugewinn von zwei Jahrzehnten Lebensqualität. Die Zeit des rüstigen Alters zwischen sechzig und achtzig muß als neue Lebensphase erst noch zur Kenntnis genommen und in ihren Möglichkeiten definiert werden. Da scheint der Gedanke vielversprechend, nicht nur Wissenschaftler, sondern auch Künstler über den rechten Umgang mit dem Alter zu befragen. Statt das Thema mit Vorhandenem zu bebildern, gab Bazon Brock, als künstlerischer Leiter, Arbeiten in Auftrag.
42 Beiträge kamen zusammen, nicht alle entstanden neu. So zeigt der siebzigjährige Stefan Moses seine Fotoserie “Die Großen Alten”, mit Porträts von Golo Mann, Elisabeth Bergner und Willi Brandt. Präzise zum Thema paßt natürlich Roman Opalkas Werk. Seit über dreißig Jahren registriert der Franzose das Vergehen der Zeit, indem er die Zahlen von eins bis unendlich fortlaufend in weißen Ziffern auf immer blasserem Grund aufträgt und gleichzeitig das Altern seiner Physiognomie fotografisch festhält. Ganz anders versucht dagegen Michael Wesely “Zeiträume” zu fixieren. Ein Jahr lang nahm er mit einer Langzeitkamera das Geschehen im Münchner Kunstbau auf. Die 40.000 Besucher dieses “Zeitraums” hinterließen auf dem Foto keine Spur. Als wären sie nie dagewesen. So bietet das Thema…