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Titel: Zukunftsressource Archiv - Kunst als Medium von Erinnerung und Imagination - 1 — Die Aktualität des Archivs · von Knut Ebeling · S. 54 - 59
Titel: Zukunftsressource Archiv - Kunst als Medium von Erinnerung und Imagination - 1 — Die Aktualität des Archivs ,
Titel: Zukunftsressource Archiv - Kunst als Medium von Erinnerung und Imagination - 1 — Die Aktualität des Archivs

Die Lücken der Archive

Dekoloniale Neueingänge in die Archivtheorie
von Knut Ebeling

Die Archivtheorie war die längste Zeit ein einigermaßen gut abgrenzbarer Bereich der kultur- und medienwissenschaftlichen Theoriebildung, in dem sich viele Jahre keine großen Bewegungen abzeichneten. Verortet in der poststrukturalistischen Theorie zwischen Michel Foucault und Jacques Derrida, mit Vorläufern in der deutschsprachigen kulturwissenschaftlichen Reflexion der 1930er Jahre und Nachkommen vor allem in der internationalen Medientheorie, blieb dieses Feld über mehrere Jahrzehnte hinweg ebenso kohärent wie einflussreich.1

Zwar erschien das Feld der Archivtheorie von tatsächlichen Archivar*innen abgetrennt, die allesamt entsprechende Ausbildungen an entsprechenden Institutionen erhalten hatten, in denen ein Thema wie die „Archivtheorie“ dennoch mit spitzen Fingern angefasst wurde. Schließlich ging es in diesen Ausbildungen um den Betrieb von Archiven und Sammlungen und weniger um eine theoretische Reflexion dieser Bereiche.

Das Archiv atmen

Trotz der fehlenden institutionellen Anbindung der Archivtheorie gab es einen regen Austausch zwischen ihr und ihrem gesellschaftlichen Umfeld, der sich vor allem aus der Öffnung bedeutender Archive ergab, wie dies nach der deutschen Wiedervereinigung beispielsweise bei dem sogenannten „Stasi-Archiv“ der Fall war oder beim Umgang mit den Archiven vieler osteuropäischer Staaten, die sich über ihre Vergangenheit beugten.

Zweifellos auch aufgrund dieser politischen Aufmerksamkeit auf staatliche oder behördliche Archive kam es im Laufe der 1990er Jahre auch zu einem Boom von wissenschaftlichen Archivrecherchen in der neu entstandenen kulturwissenschaftlichen Theoriebildung, deren Archivverbundenheit ein Alleinstellungsmerkmal innerhalb der Geisteswissenschaften bedeutete; wenn man kultur- oder sozialgeschichtliche Detailstudien betrieb, wenn man nach institutionellen und disziplinierenden Praktiken fragte, ging man nun vermehrt in die Archive; wenn man es genauer wissen…

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